#095 Mental Health at Work. Mit Nora Dietrich

Shownotes

Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: Neugier, Mitgefühl und die Kraft unbequemer Entscheidungen.

In dieser Folge von HEALTHWISE sprechen Nils Behrens und Nora Dietrich über ein Thema, das uns alle betrifft: Wie können wir die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz stärken - und warum braucht es dafür manchmal auch unbequeme Entscheidungen? Gemeinsam decken sie Mythen rund um psychische Belastungen auf, diskutieren die Rolle von Führungskräften und zeigen, warum eine gesunde Arbeitskultur echte Neugier und zwischenmenschliche Verbindungen braucht. Nora teilt persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen mit Stress und Languishing und spricht darüber, warum es so wichtig ist, frühzeitig Signale wahrzunehmen und das stille Leiden von Kolleg*innen nicht zu übersehen.Es geht um Daten, Strategien - und um Mut: den Mut, neue Wege zu gehen, um eine Arbeitswelt zu gestalten, die menschlich ist, in der Werte zählen und in der Fürsorge nicht nur ein Wort bleibt.

Eine inspirierende Folge über die Frage, wie wir gemeinsam gesünder arbeiten können - und warum es sich lohnt, innezuhalten und hinzuschauen.

Was du in dieser Episode lernst:

🌿 Warum Neugierde und Mitgefühl echte Verbindungen stärken – und eine gesunde Arbeitskultur fördern 🧠Wie Führungskräfte ihre Fürsorgepflicht wahrnehmen – und Gesundheit zur Unternehmensstrategie wird 💡Woran du Stress und Languishing erkennst – und warum es wichtig ist, früh hinzuschauen 🚫Welche Mythen über psychische Erkrankungen in Unternehmen immer noch bestehen – und warum sie gefährlich sind 🧘‍♀️Warum Selbstfürsorge oft unbequem ist – und wie ehrliche Reflexion hilft, gesund zu bleiben 🤝Warum kleine Gespräche so viel bewirken können – und Stigmatisierung abbauen helfen 🚀Warum Gründer*innen besonders auf ihre mentale Gesundheit achten sollten – und wie sie eine Kultur der Achtsamkeit prägen 🌱Wie Unbequemes der erste Schritt zu mehr Menschlichkeit in der Arbeitswelt werden kann

Mehr zu Nora Dietrich: https://www.instagram.com/_nora_dietrich/ Mehr zu ihrem Buch: https://bit.ly/noradietrichbuch

Mehr zur Folge unter www.sunday.de/podcast Über Sunday Natural Sunday Natural entstand aus einer langjährigen Leidenschaft und Forschung in den Bereichen Gesundheit, Heilung und Selbstentfaltung. Der Mangel an natürlichen, qualitativ hochwertigen Produkten auf dem Markt war die ursprüngliche Motivation für die Gründung von Sunday Natural im Jahr 2013. Seitdem verfolgt die Berliner Premium Nutrition Brand konsequent ihr Leitmotiv - Produkte herzustellen, die den Vorbildern der Natur folgen, absolut rein und frei von jeglichen Zusatzstoffen sind und sich mit der höchstmöglichen Qualität auszeichnen. Sunday Natural ist heute einer der renommiertesten deutschen Qualitätshersteller, mit eigener Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Berlin.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Das heißt zu sagen Neugierde ist ein ganz großer Treiber, glaube ich, von einer gesunderen Welt und Menschlichkeit,

00:00:07: weil das heißt, ich will dich verstehen. Ich will verstehen, warum bist du so gereizt, warum schreibst du so eine fiese E-Mail,

00:00:12: statt zu sagen, ja du bist halt ein Arschlochchef, zu sagen, was passiert bei dem vielleicht gerade im Hintergrund, was ich nicht weiß.

00:00:18: Also weißt du nur so, zwei, drei Minuten länger neugierig zu bleiben, verändert vielleicht sofort, wie ich reagiere und wie sich unsere Beziehung weiterentwickelt.

00:00:26: Herzlich willkommen zu Healthwise, dem Gesundheitspodcast präsentiert von Sun in Natural. Ich bin Jitz Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam,

00:00:33: was es bedeutet, gesund zu sein. Wir tauchen einen Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit,

00:00:40: immer mit einem Weisenblick auf das, was uns wirklich gut tut.

00:00:44: Wir verbringen den großen Teil unserer Lebenszeit bei der Arbeit und trotzdem reden wir viel zu selten darüber, wie es uns dabei wirklich geht.

00:00:51: Was wäre, wenn Arbeit nicht nur ein Ort der Leistung, sondern auch ein Ort der Heilung sein könnte?

00:00:56: Nora Dietrich ist psychologische Psychotherapeutin, Cochin und eine der lautesten Stimmen, wenn es um medimentale Gesundheit am Arbeitsplatz geht.

00:01:03: Sie berät Organisationen dabei, gesunde Kulturen zu schaffen, nicht mit leeren Buzzwords, sondern mit echter Menschlichkeit und fundierter Expertise.

00:01:11: Ihr aktuelles Buch Mental Health at Work ist ein leidenschaftlicher Appell für eine neue Arbeitswelt, in der wir nicht nur funktionieren,

00:01:18: sondern wirklich leben dürfen und deswegen sage ich herzlich willkommen, Nora Dietrich.

00:01:21: Ja, danke mir jetzt schön.

00:01:23: Nora, wie wichtig sind in Sonntage für deine mentale Gesundheit?

00:01:27: Oh, ich liebe Sonntage. Die erzwungene Pause, in der man nichts organisieren kann, was mir manchmal auf die Füße fällt,

00:01:34: aber bin ich eine tolle Entschleunigung des Lebens ist.

00:01:37: Und ja, wir haben eine kleine Routine, wir gehen demalß spazieren und Kaffee trinken und auf dem Spielplatz und ich liebe es, wenn es keinen Plan gibt.

00:01:43: Du liebst es, wenn es keinen Plan gibt?

00:01:44: Ja.

00:01:45: Sehr gut.

00:01:47: Wann hast du in das erste Mal gespürt, dass mentale Gesundheit in der Arbeitswelt mehr als ein Randthema ist?

00:01:51: Also ich glaube, wenn ich meine eigene Reise rückwärts antrete, dann wahrscheinlich ziemlich früh in meiner Biografie.

00:01:58: Ich bin groß geworden mit einem Vater, der ja schon immer psychische Probleme hatte, relativ früh würde ich heute sagen,

00:02:06: wahrscheinlich schon in seiner Kindheit, aber lange undiagnostiziert war.

00:02:10: Und damit bin ich groß geworden und er selbst war Psychologe und hat viel mit Familien gearbeitet, wo ich auch oft dabei sein durfte.

00:02:17: Das heißt, ich war von ganz klein auf irgendwie dabei, was es heißt, wenn das Leben nicht so grad lenig läuft.

00:02:23: Und ja, ich glaube, dass für mich die Begeisterung daher rührt, zu sagen, ich will verstehen, was Menschen antreibt,

00:02:31: aber ich will auch verstehen, was sie zurückhält und wie kann ich das mitgestalten.

00:02:35: Und ich glaube, wie gesagt, mein Vater war sehr prägend, aber auch dann schlussendlich meine Psychotherapieausbildung,

00:02:39: wo ich immer wieder vor Patient*innen saß, die ähnliche Probleme hatten.

00:02:43: Also wo Leistung, Angst, nicht wertvoll zu sein, nichts beidut zu tragen,

00:02:48: ganz großer Treiber war für Depressionen zum Beispiel, für Unzufriedenheit im Job, aber auch für viel interessierte Selbstgefährdung,

00:02:56: also dieses "Ich gehe über meine Grenzen in der Hoffnung, dass ich dann die Anerkennung bekomme, die ich brauche."

00:03:02: Dein Buch beginnt ja auch mit der Geschichte deines Vaters.

00:03:05: Was würdest du uns so sagen, inwiefer diese Erfahrung dich auch persönlich geprägt hat?

00:03:10: Ich glaube, total tiefgreifend, weil mein Vater hat eine diagnostizierte Bipolarität 2,

00:03:17: das heißt, der ist manisch-depressiv, hypomanisch-depressiv.

00:03:21: Das heißt, er hat sehr gute Phasen, wo er extrem kreativ, supercharismatisch, mutig

00:03:26: und eben dann aber auch gefolgt von den tiefen depressiven Phasen.

00:03:30: Mein Papa war Unternehmer, der hatte zwei Firmen, war Visionär, hatte immer große Ideen

00:03:36: und irgendwann konnte der das nicht mehr halten, aufgrund der Depression, die ihn irgendwann in die Knie gezwungen hat.

00:03:41: Und da war ich ganz aktiver Teil.

00:03:43: Also ich war damals im Bachelor 21 und habe ihm geholfen, seine Büros zu schließen.

00:03:48: Er ist dann weggezogen aus Berlin und habe so diesen tiefen Schmerz ganz nah mit erlebt

00:03:53: und dachte, irgendwie muss es doch eine andere Lösung geben.

00:03:55: Mein Vater ist ein extrem intelligenter.

00:03:58: Man ist, war und einfach den Rahmen nicht hatte, der ihn arbeitsfähig gehalten hat.

00:04:05: Also ihm fehlte das Supportsystem, der Mut offen darüber zu sprechen, Hilfe einzufordern.

00:04:10: ihm fehlte es auch an einem guten Gesundheitssystem, was seine Diagnose erkannte.

00:04:15: Und all das war dann so ein bisschen so ein "Uch, okay, warte mal, das muss doch irgendwie anders gehen".

00:04:19: Kann es sein, dass wir Arbeitswerten schaffen, in denen es möglich ist,

00:04:22: vielleicht sogar mit einer chronischen psychischen Erkrankung,

00:04:25: einen richtig coolen Job zu machen.

00:04:27: Weil Arbeit hat eine krasse Ressource, ist auch für Selbstwert und Entwicklung.

00:04:31: Aber es kann immer ein großer Stressor sein.

00:04:34: Du sprichst ja in deinem Buch dann ja auch über die Revolution der Menschlichkeit.

00:04:37: Ist das ein bisschen das, worauf du hinaus möchtest?

00:04:39: Auf jeden Fall. Also ich glaube so aus der Psychotherapie Brille weiß ich,

00:04:43: dass wir alle eigensinnig, chaotisch und verletzlich sind.

00:04:47: Und ich mir manchmal wünsche, dass wir uns darin mehr begegnen,

00:04:50: statt immer diese Masken zu tragen, so zu tun, als ob bei uns alles Genial ist

00:04:54: und hinter den Kulissen Brockels, sondern dafür Hilfe zu bekommen und Support.

00:04:58: Und ich glaube, gerade die Arbeitswelt war halt sehr maschinistisch aus unserer Vergangenheit.

00:05:04: Und jetzt merken wir ja gerade so einen Riesenruf nach empathischer Führung,

00:05:07: gesunder Führung, verlässlicher Führung.

00:05:09: Ich meine, es gibt unzählige Begriffe dafür.

00:05:11: Und ich glaube, da kommt es ein bisschen durch, dass wir mehr Authentizität wollen,

00:05:16: weniger Einsamkeit mit unseren Themen.

00:05:19: Und ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde, die Dinge, die man in Begegnungen am ehesten erinnert,

00:05:24: sind die Momente, wo sich jemand mehr zeigt, als das, was wir sowieso schon kennen.

00:05:28: Hast du eine Geschichte der Erfährst, die besonders ist, die Gefühle auslöst,

00:05:32: die vielleicht auch nicht perfekt läuft, darin verbinden wir uns.

00:05:35: Aber es ist eben das Erste, was wir scheuen, anderen zu zeigen.

00:05:39: Total. Wir haben heute Morgen einen ganz interessanten Moment.

00:05:41: Wir haben am Montagmorgen-Meeting immer so eine Versammlung von allen Mitarbeitern

00:05:45: und da gibt es immer die Well-Being-Minutes.

00:05:47: Am Anfang führt da die Sarah dann eben durch so eine kleine Art von Artenübung,

00:05:53: Meditation ist immer was anderes. Also das nie das Gleiche.

00:05:55: Und heute hat er sie unter anderem eben so kurz mal uns meditieren lassen

00:05:59: und darüber nachdenken lassen, worin wir wirklich gut sind.

00:06:01: Und dann kam auf einmal zur Überraschung.

00:06:03: Und jetzt macht die Augen wieder auf und sagt, ist der Person neben dir, wo drin du gut bist.

00:06:08: Scham!

00:06:10: Es war für uns eine stolze sein, ja.

00:06:13: Ja, total. Total. Aber ein interessanter Moment, wirklich so das zu tun.

00:06:17: Auch gerade jetzt in diesem Umfeld.

00:06:20: Und ganz interessant, weil bei mir war es tatsächlich dann so, dass ich nachher,

00:06:25: also ich hatte dann an verschiedene Sachen gedacht und habe dann was im Berufskontext dann gesagt.

00:06:30: Worum bist du denn gut?

00:06:32: Ich glaube schon, dass ich gut bin, Menschen zu connecten insgesamt.

00:06:36: Also ich bin insgesamt jemand, der sich sehr gut mit Menschen connecte,

00:06:38: kann aber auch die wiederum miteinander connecten,

00:06:40: weil ich weiß, wenn mir dann gut funktionieren würde oder passen würde.

00:06:43: Das ist das, was ich gesagt hatte, aber mein erster Gedanke, den ich hatte, war,

00:06:47: weil meine Tochter momentan gerade so ein paar Themen hat,

00:06:50: dass ich sagte, ich glaube schon, dass ich einfach ein guter Vater bin.

00:06:53: Also ich glaube, dass ich da drin grundsätzlich gut bin.

00:06:56: Und grundsätzlich, das ist schon auch da, wie viele Probleme wir da drin haben,

00:07:00: das einfach mal zu stehen zu haben.

00:07:02: Und das war nicht ganz interessant, weil wir waren dann so eine Dreierkonstellation,

00:07:06: was ich so ergeben hat.

00:07:08: Und dann war es der andere Kollege, Christ, der sagt einfach,

00:07:10: ich glaube, ich bin ein guter Vater.

00:07:12: Und dann meine ich so, warum habe ich das nicht gesagt?

00:07:14: Also es war so wirklich so, wo ich so merkte,

00:07:16: eigentlich war das mein erster Gedanke.

00:07:18: Trotz einem habe ich dann wiederum gedacht, ich müsste jetzt im Business-Kontext etwas sagen,

00:07:21: was irgendwie im weitesten Sinne auch im Business-Kontext hat.

00:07:24: Von daher fand ich eine sehr interessante Situation,

00:07:27: die aber sich sehr gut mit dem resoniert, was du jetzt gerade eben halt gesagt hattest.

00:07:30: Ja, und ich glaube, das ist total spannend,

00:07:32: weil eben nicht nur diese Verletzlichkeit von Dinge sind nicht perfekt und klappen nicht,

00:07:36: oder da bin ich auch einfach mein nerviger Mensch, oder wie auch immer,

00:07:40: nicht nur das ist verletzlich, sondern auch stolz.

00:07:42: Also gerade in Deutschland, das ist total krass, wie schwer es uns fällt, stolz auf uns zu sein.

00:07:47: Sondern wir schieben das so weg, dann ist die Messlatte gleich wieder höher,

00:07:50: was dann eben auch dieses Leistungsstreben irgendwie erklärt.

00:07:53: Und das ist total schade, dass wir da das Gefühl haben, das ist irgendwie,

00:07:57: ich weiß nicht, so dass wir das Ego dann so rausholen oder zu viel von uns halten,

00:08:02: da will zu sagen, hey, ich bin ein guter Vater, wie schön.

00:08:05: Wobei, man muss schon sagen, wenn man sich die LinkedIn-Bubbeln,

00:08:08: in der wir beide auch sitzen sind, dann hat man schon häufig das Gefühl,

00:08:11: dass Leute schon auf sehr viele Sachen stolz sind.

00:08:13: Das ist der Wurst.

00:08:15: Also die meisten, mit denen ich da so in engeren Kontakt sind,

00:08:19: sind alle sehr unterwegs in dem ganzen Thema Female Empowerment und alldruhend dran.

00:08:23: Und ich finde es ja auch gut, dass so eine Entwicklung da ist,

00:08:26: wo sich die, ja in dem Fall dann in erster Linie Frauen dann auch eröglich selbst

00:08:30: auch mal für das hochleben, das, was sie so gemacht haben.

00:08:32: Weil das ja eine Kultur ist, die auch da noch weniger ausgeprägt ist als bei meinen.

00:08:36: Ja, die Unsichtbarkeit, total.

00:08:39: Viele Menschen funktionieren ja auch einfach.

00:08:42: Was ist denn für dich die ersten Anzeigen, dass sie mal nicht mehr so funktionieren,

00:08:46: sondern wo jemand dann auch wirklich schon gefährdet ist?

00:08:49: Also ich glaube, du sagst es gerade schon in der Frage, das Wort "funktionieren"

00:08:52: alleine ist schon krass, oder?

00:08:54: Also was heißt denn "funktionieren"?

00:08:56: Okay, ich bin noch gut geölt, ich mach das, was man für mich erwartet.

00:08:59: Ist das ein Leben, was ich leben will, dass ich funktioniere?

00:09:02: Oder gibt es darüber hinaus eigentlich noch mehr?

00:09:04: Also in der Psychologie sprechen wir von "flourishing", also das Gefühl,

00:09:07: aufzublühen, mitzugestalten, so in seiner Kraft zu sein,

00:09:10: Herausforderungen begegnet zu können.

00:09:12: Es ist viel mehr als nur zu funktionieren.

00:09:14: Also ich glaube, da haben wir gesellschaftlich schon den ersten Haken.

00:09:18: Aber viel mehr, wenn wir jetzt so in das ganze Individuelle erleben gehen,

00:09:21: dann wissen die meisten von uns eigentlich schon,

00:09:23: was so unsere Frühwarnzeichen für Stress sind.

00:09:26: Das sind manchmal ganz klassische körperliche Symptome,

00:09:29: wie der Schlaf verändert sich, ich esse anders,

00:09:32: entweder bin ich ein Stressesser oder ein Stress gar nicht mehr esse,

00:09:35: oder dass wir so Anspannungen haben, nacken wie auch immer, rücken.

00:09:39: Aber auch dass wir merken, okay, auch kognitiv,

00:09:42: also ich kann mich gar nicht mehr so konzentrieren,

00:09:44: ich erinnere mich nicht mehr so gut,

00:09:46: das ist einfach darin, dass sich tatsächlich

00:09:48: unter chronischem, stressigen Hirnarchitektur verändert.

00:09:51: Und der Präfrontalekortext kleiner wird,

00:09:53: das heißt, dass wir tatsächlich nicht mehr die Fähigkeiten haben,

00:09:56: so smart und gut Entscheidungen zu treffen,

00:10:00: aber vor allen Dingen auch emotional.

00:10:02: Also ich glaube, die meisten wissen, wie sich anfühlt,

00:10:04: abends nach der Arbeit aufs Super zu fallen

00:10:06: und entweder mega erschöpft zu sein,

00:10:08: oder das Kind schmeißt irgendwas um und wir überreagieren total,

00:10:11: ob es überhaupt nicht schlimm ist, so eine Gereizzeit zu haben,

00:10:13: so eine Dünnhäutigkeit.

00:10:15: Aber ich finde, es gibt vor allen Dingen auch ganz viele soziale Aspekte,

00:10:18: über die wir gar nicht so opt sprechen.

00:10:20: Und das ist, wie schreibe ich denn eine E-Mail?

00:10:22: Schreibe ich noch, hey, Niels, wie geht es dir das in gutes Wochenende?

00:10:25: Oder sage ich, wo ist das Dokument?

00:10:27: So schickst du mir jetzt?

00:10:29: Oder bei mir ist es zum Beispiel so, ich habe dann immer unzählige,

00:10:31: unbeantwortete WhatsApp-Nachrichten und Sprachnachrichten,

00:10:33: die ich einfach nie gehört habe.

00:10:35: Das ist immer so ein Wahnsignal von, mein Fokus liegt auf der Arbeit

00:10:38: und nicht auf den Menschen, die ich liebe.

00:10:41: Also jeder von uns hat eigentlich so ein Sammelsorium an Momenten.

00:10:45: Aber für mich, ganz persönlich ist es vor allen Dingen,

00:10:48: ich habe meine eigene Gedanke von, okay, das jetzt auch noch.

00:10:51: Das mache ich noch schnell.

00:10:53: Auch wenn dafür Dinge runterfallen, die mir eigentlich Spaß machen.

00:10:56: Oder wie Dinge, die ich eigentlich liebe, wie zum Beispiel Kaffee zu trinken

00:11:00: mit einer guten Freundin oder mein Kind von der Kita abzuholen,

00:11:03: dass sie zu so einem To-do werden.

00:11:05: Weißt du?

00:11:06: Ich sollte die mal wieder treffen, weil ich ja jetzt schon vier Wochen nicht.

00:11:09: Und dann abgehakt, dann sitze ich da, bin aber gar nicht so richtig präsent.

00:11:12: Und das sind für mich richtig, also gute Anzeichen dafür zu sagen,

00:11:16: ich glaube, ich habe die eine oder andere rote Linie schon verpasst

00:11:19: und bin darüber getreten und hätte vielleicht anhalten müssen

00:11:22: und sagen müssen, was brauche ich, damit ich wirklich die Person bin

00:11:25: in der Aktion, wie auch immer, beim Job oder beim Kaffee trinken,

00:11:28: die ich eigentlich sein will.

00:11:30: Du benutzt ja auch den Begriff "Languishing", also das dahin dümpeln.

00:11:35: Und wie erkennen wir denn, dass wir nicht gesund sind,

00:11:38: obwohl wir auch nicht krank sind?

00:11:40: Also wir nennen das auch so diese Zeit von, also moderat gesund,

00:11:43: ist der Großteil von uns.

00:11:45: Das heißt, wir sind nicht total unglücklich,

00:11:47: aber wir sind auch nicht so richtig glücklich.

00:11:49: So der Alltag ist halt so ein bisschen, ja, oder manchmal auch meh,

00:11:53: also es ist okay.

00:11:55: Der Leidensdruck ist aber häufig nicht so hoch,

00:11:57: dass wir wirklich was verändern, sondern das so ein bisschen als normal nehmen.

00:12:00: Das wäre so "Languishing", das Gefühl zu haben,

00:12:03: ein bisschen neben sich zu stehen, Dinge abzuarbeiten,

00:12:06: aber halt nicht so dieses Gefühl von Lebendigkeit zu haben

00:12:09: auf vollem Ausmaß.

00:12:11: Und ich glaube, es ist ganz wichtig zu verstehen,

00:12:13: dass der Großteil von uns eher in diesem Bereich unterwegs ist.

00:12:16: Also wenn wir uns einen Spektrum vorstellen,

00:12:18: von Rot wirklich in der Krise, vielleicht sogar psychisch erkrankt zu Grün,

00:12:22: dieses Aufblühenflurshing, ich kann die Welt irgendwie mit beiden Händen packen,

00:12:27: dann sind die meisten von uns eher zwischen Gelb und Orange.

00:12:30: Und ich glaube, das ist total hilfreich zu verstehen,

00:12:33: dass der Anspruch bei Mentehaus nicht ist, immer bei Grün zu sein

00:12:36: und zu denken, ich tanze nackt im Regen und alles ist toll,

00:12:39: sondern dass es eher darum geht zu merken,

00:12:41: okay, ich bin bei Gelb, Wander Richtung Orange,

00:12:44: was kann ich tun, um vielleicht einen kleinen Schritt nach vorne zu gehen Richtung Grün?

00:12:48: Weil eben 83% von uns eher proaktiv in unsere Gesundheit investieren müssen,

00:12:53: um Richtung Grün zu wandern.

00:12:55: Und was machst du dafür? Hast du so Rituale-Routinen, die dir persönlich dabei helfen?

00:12:59: Oh ja, da fragst du die Mama von einem Zweierinkel.

00:13:02: Die sagen würde, hey, es gibt ganz tolle Tipps und Tricks

00:13:05: und die kann ich alle nicht leben, weil morgen Routine zum Beispiel

00:13:07: komplett, puh, ne, einmal so explodiert.

00:13:11: Aber ja, es gibt auf jeden Fall Dinge zum einen im Alltag.

00:13:15: Also das Erste ist, ich wach immer mit Kind auf,

00:13:18: das heißt, die ersten zehn Minuten sind ohne Handy.

00:13:21: Was bei den meisten von uns nicht so ist.

00:13:23: Die meisten streicheln morgens als erstes das Handy,

00:13:25: bevor sie den Partner oder das Kind unter den Hunden streicheln.

00:13:28: Und da ist so ein bisschen die Regel von Rick Rubin,

00:13:31: die ich sehr liebe, so ein bisschen Sunlight before screenlight.

00:13:34: Also mal ganz kurz erstmal den Tag reinholen,

00:13:38: bevor ich sozusagen Arbeit, Ansprüche, Erwartungen reinhole

00:13:42: in mein System. Das ist eine ganz kleine Facette.

00:13:46: Ich mache jede Woche mindestens einmal Sport, das klingt wenig,

00:13:50: aber das ist so das, was ich auf jeden Fall schaffe.

00:13:53: Und wenn ich dreimal schaffe, bin ich sehr stolz auf mich mit Kind.

00:13:56: Das heißt, eigentlich so ganz klassische Routine, ich schlafe sehr viel,

00:14:00: weil ich immer müde bin.

00:14:02: Ich finde es so als Eltern, es ist Müdigkeit, kein Zustand mehr,

00:14:05: sondern ein Lebensstil, deswegen ist Schlaf für mich essentiell.

00:14:08: Aber ich habe eben auch Routine, die ich übers Jahr hinweg denke.

00:14:11: Also zum Beispiel, jetzt kommt so eine Phase, mein Buch kommt raus,

00:14:14: es ist natürlich riesig und daran hängen unglaublich viele Sachen.

00:14:17: Und das wusste ich natürlich immer schon.

00:14:19: Und habe dann gedacht, okay, ich nehme jetzt Anlauf.

00:14:22: Also so ein bisschen wie wenn Sportler ins Training gehen, ins Trainingscamp,

00:14:25: dass sie nochmal besonders darauf achten, sich gut zu ernähren,

00:14:29: viel zu schlafen, soziale Kontakte zu pflegen,

00:14:31: weil sie wissen, wenn die Hochphase kommt, habe ich dafür keine Zeit.

00:14:34: Und das ist bei mir auch so.

00:14:36: Zu sagen, auch Self-care oder die eigene mentale Gesundheitsroutine,

00:14:42: muss nicht jeden Tag gleich aussehen, aber sie muss sozusagen im Balance bleiben.

00:14:47: Und es gibt halt Peak-Phasen, da schaffe ich nicht so viel,

00:14:49: da mache ich das Minimale, wie zum Beispiel immer die Woche Sport,

00:14:53: auch wenn ich mir mehr wünschen würde.

00:14:55: Und dann gibt es Phasen, da habe ich Zeit zum Aufladen

00:14:57: und mich vorbereiten körperlich auf das, was kommt.

00:15:01: In dein Buch heißt es, Arbeit ist nicht das Problem, wie arbeitskultur ist es.

00:15:05: Was sind denn für dich so die größten kulturellen Stellschrauber,

00:15:09: an denen man arbeiten sollte?

00:15:11: Huch, das kannst du ein bisschen drauf an.

00:15:13: Also ich glaube, als Organisation ist es erstmal two-teil wichtig zu verstehen,

00:15:17: was sind denn unsere Problemherde?

00:15:19: Weil die meisten Organisationen investieren ganz viel Geld in so externe Benefits.

00:15:24: Also zum Beispiel ein Employee-Assistance-Programm, wo ich Coaching wahrnehmen kann

00:15:27: oder mich informieren kann.

00:15:29: Oder das Fitnessstudio, das ist super.

00:15:32: Aber das legt natürlich nicht den Finger in die Wunde

00:15:34: und fragt mich, wo tragen wir denn vielleicht zur Ungesundheit bei?

00:15:38: Also wo sind unsere Erwartungen größer, als das, was machbar ist?

00:15:41: Wo überladen wir unsere Führungskraften mit Verantwortlichkeiten,

00:15:45: die sie zeitlich gar nicht umsetzen können.

00:15:47: Wo entscheiden wir uns für magische Stadtmensch im Alltag, in den kleinen Situationen?

00:15:52: Ja.

00:15:53: Und ich glaube, da müssen wir erstmal hingucken, um zu verstehen,

00:15:55: was ist denn unser Konzept von gesunder Arbeit?

00:15:58: Aber natürlich gibt es auch so ein paar Stellschrauben,

00:16:01: die ganz essentiell sind, wie zum Beispiel die Frage nach Wertschätzung.

00:16:04: Ich fühle mich gesehen, habe ich das Gefühl, ein Beitrag zu leisten,

00:16:08: der anerkannt wird.

00:16:10: Feedback, gerade für High-Performer, total wichtig.

00:16:13: Also auch kritisches Feedback zu bekommen,

00:16:15: dass ich jemandem so wichtig bin, dass er sich sozusagen sogar mit mir streitet und sagt,

00:16:19: ich sehe mehr in dir.

00:16:21: Und dieses Gefühl von mir wird vertraut, also ich habe einen autonomen Freiraum

00:16:27: und Flexibilität für meinen Alltag, um diese Vereinbarkeit zu schaffen,

00:16:31: ob es jetzt Familienberuf ist oder was auch immer uns im Leben bewegt.

00:16:35: Aber das sind so Stellschrauben, die Menschen immer mit Gesundheit verbinden,

00:16:40: weil das bedeutet, ich bin nicht nur am Mitarbeitend da,

00:16:43: sondern ich bin vielleicht auch Mensch mit einem Leben,

00:16:45: was ich irgendwie einsortieren muss.

00:16:47: Sehr gut.

00:16:49: Wie können Führungskräfte ihre eigene Führsorge leben,

00:16:52: ohne dabei ihre eigenen Grenzen zu verlieren?

00:16:55: Du meinst Führsorge fürs Team oder ...

00:16:58: Das ist echt ein schmaler Grad und ich arbeite vor allem mit Führungskräften,

00:17:03: die immer wieder vor mir sitzen und sagen, ja, das klingt alles ganz toll.

00:17:07: Wann genau soll ich das machen und wer gibt mir das Recht, das zu tun?

00:17:11: Weil Führungskräfte haben ein großes Paradox, was sie halten werden müssen.

00:17:16: Auf der einen Seite haben sie so eine Wirtschaftspflicht,

00:17:19: also sie müssen dafür sorgen, dass wir die zielerreichendes Geld umsetzen,

00:17:22: wie auch immer, erfolgreich sind, die Leute halten.

00:17:25: Also es gibt ganz klare KPIs, an denen sie bemessen werden.

00:17:28: Und gleichzeitig, rein arbeitsrechtlich, haben sie eine Führsorgepflicht.

00:17:31: Das heißt zu sagen, Mitarbeiter dürfen nicht erkranken,

00:17:34: wir müssen die Gesundheit stärken und so weiter darauf einzahlen.

00:17:37: Und diese beiden Dinge auf Papier widersprechen sich erst mal.

00:17:40: Weil wenn wir irgendwie Hochleistung wollen,

00:17:42: dann müssen wir uns nicht mehr in die Zwischen drücken, egal.

00:17:45: Hauptsache durch und kurzfristig denken, zumindest vom Gefühl,

00:17:48: um dieses ewige Wachstum zu erreichen.

00:17:51: Und dann passt Gesundheit nicht mehr in die Gleichung.

00:17:54: Und das macht es so schwer für sie, glaube ich,

00:17:57: fürsorglich zu sein, zu dem Grad, den sie gerne leben wollen würden.

00:18:00: Aber wenn ich mich jetzt so in die Position von der Führungskraft

00:18:04: hineinversetze, die vielleicht nah am Team sein will

00:18:08: und vielleicht nicht über involvieren will

00:18:10: und vielleicht nicht tief in die Probleme einsteigen will,

00:18:13: dann ist es, glaube ich, ganz wichtig,

00:18:15: erst mal für sich zu definieren, was ist denn meine Rolle als Führungskraft überhaupt?

00:18:18: Ist es mein Job, mit in das Scheidungskaus einzutreten

00:18:21: und Tipps zu geben, oder ist es eigentlich mein Job zu verstehen,

00:18:24: wie wirkt sich denn die Scheidung auf deinen tagtäglichen Job aus?

00:18:27: Also die Sorgen, die schlaflosen Nächte, die Ängste.

00:18:30: Lass uns damit arbeiten.

00:18:32: Also was können wir im Arbeitsumfeld verändern,

00:18:34: wenn du von Entlastung oder Support oder Ablenkung, je nachdem, was du brauchst,

00:18:38: bekommst, ohne dass ich mich involviere in das private Problem.

00:18:41: Das ist immer so.

00:18:43: Unser Job ist der Impact, nicht die Ursache meistens,

00:18:46: außer die Ursache liegt im Job.

00:18:48: Und zu verstehen, auch ich als Führungskraft fange irgendwo an

00:18:51: und höre irgendwo auf und das ist okay.

00:18:53: Also es gibt vielleicht emotionale Themen, die überfordern mich.

00:18:56: Wenn du jetzt anfangen würdest zu weinen oder zu schreien

00:18:58: und ich sitze und denke, ich weiß überhaupt nicht, was ich damit machen soll,

00:19:01: finde ich es aufregend zu sagen, hey, ich merke gerade, dass ich an meine Grenze komme,

00:19:04: dass ich vielleicht gar nicht die perfekte Ansprechperson bin.

00:19:07: Aber ich kann dir total gerne helfen, jemanden zu finden, der passend ist.

00:19:11: Bei mir wichtig ist, dass du Support bekommst.

00:19:14: Also, ne?

00:19:15: Ich verstehe total, was du meinst.

00:19:16: Ich habe glaube ich noch keinen Arbeitsplatz gehabt,

00:19:18: wo ich irgendwann mal eine weine Mitarbeiterin vor mir hatte,

00:19:21: wo ich nie die Ursache war glücklich.

00:19:23: Also von daher aber trotzdem...

00:19:25: Dann wärst du ein Job, die zu lösen.

00:19:27: Aber nichts ist so, trotz, ich muss auch sagen,

00:19:29: dass du in der heutigen Zeit eine normal private Situation würdest,

00:19:33: wenn jemand zu weinen, den immer erst meinen Arm nehmen, irgendwie sowas so.

00:19:36: Und hier hätte ich immer das Gefühl, dass da direkt das Arbeitsgericht

00:19:39: dann irgendwo bei mir vor der Tür stehen würde.

00:19:41: Also es ist schon echt schwieriger auch heutzutage geworden,

00:19:44: das kann man mal sagen.

00:19:45: Ja, und viele Führungskräfte sind halt selber in ihrer emotionalen Kapazität

00:19:49: gar nicht so mit sich in der Verbindung.

00:19:51: Das heißt, es ist überfordert total, wenn du das dann plötzlich machst.

00:19:54: Und das erstmal zu verstehen, ich muss jetzt nicht künstlich da sein,

00:19:58: sondern zu sagen, ich will für dich da sein, aber vielleicht bin es nicht ich, ich.

00:20:01: Oder ich bin nur Stimme nach oben, die sagt, es ist zu viel,

00:20:04: wir brauchen Veränderungen, wir brauchen mehr Leute wie auch immer.

00:20:06: Ich glaube, das ist erstmal wichtig zu verstehen, wo sind meine Grenzen

00:20:09: und kann ich die lernen, vielleicht auch zu erweitern über die Zeit,

00:20:11: weil das kann man trainieren, auch diese emotionale Kompetenz kann man trainieren.

00:20:16: Aber das ist mir wichtig und zu verstehen, mentale Gesundheit ist immer ein Staffelstab.

00:20:21: Also es ist wirklich wie beim Staffelstab laufen, ich laufe soweit ich kann,

00:20:25: bis ich den Stab weitergeben muss,

00:20:27: der besser, der sozusagen Energie hat, der sich besser auskennt,

00:20:30: ob es dann das Team ist, ob es professionelle Hilfe ist,

00:20:33: ob es die Partnerin ist, egal.

00:20:35: Aber zu sagen, mentale Gesundheit ist kein Do-it-yourself-Projekt,

00:20:38: nicht nur für den, der gerade leidet, der braucht Unterstützung

00:20:41: und braucht irgendwie Drückendeckung, aber auch ich als Helfender

00:20:46: braucht vielleicht auch Unterstützung, weil es zu viel ist,

00:20:49: die komplette Verantwortung jetzt für das Problem zu übernehmen.

00:20:52: Und das ist total wichtig und da einfach ganz transparent mit dem Team zu bleiben,

00:20:56: weil ich glaube, das können sie eher wertschätzen,

00:20:59: als wenn wir dann aus der Überforderung heraus zu kalt reagieren, das ignorieren,

00:21:04: das nicht ansprechen, das ist auf jeden Fall verletzend als zu sagen,

00:21:08: ich kann es nicht, aber es ist wichtig.

00:21:10: Verstehe ich sehr gut.

00:21:12: Was sind denn die häufigsten Mythen über mentale Gesundheit,

00:21:14: die du in Unternehmen immer wieder hörst,

00:21:16: und idealerweise, wie räumst du damit auf?

00:21:21: Eines der wichtigsten ist, glaube ich, diese Idee,

00:21:24: dass wenn wir psychisch erkrankt sind,

00:21:26: oder muss ja nicht mal erkrankt sein, aber hochbelastet,

00:21:30: dass wir nicht mehr leistungsfähig sind.

00:21:32: Denn natürlich stimmt das für einen Teil.

00:21:35: Es gibt Menschen, die arbeitsunfähig sind, das ist auch total wichtig,

00:21:38: dass sie sich die Zeit nehmen, aber ihr glaubt gar nicht,

00:21:41: wie viele Menschen in Organisationen heute gerade in diesem Moment sitzen

00:21:45: und einen absolut genialen Job machen

00:21:47: und zu Hause trotz der Schlafstörungen haben,

00:21:50: Sorgen, Trauern, mit Depressionen, Angstzuständen zu kämpfen haben,

00:21:53: und wir wissen einfach nichts davon.

00:21:55: Das heißt anzunehmen, dass jemand erkranktes und nicht leistungsfähig ist,

00:21:59: einfach per sie falsch.

00:22:01: Also der Großteil arbeitet extrem produktiv, erfolgreich, glücklich

00:22:04: und sieht Arbeit vielleicht sogar als Zufluchtsort,

00:22:07: also wo diese ganzen privaten Probleme mal ganz kurz leiser sind.

00:22:10: So ein Ort, wo ich nicht krank bin,

00:22:12: ein Ort, wo ich Dinge erreiche,

00:22:14: wo ich irgendwie für mich einstehen kann,

00:22:16: weil mir das zu Hause vielleicht nicht gelingt.

00:22:18: Und ich habe ja vorhin von diesem Spektrum gesprochen,

00:22:21: das wirkt ja so, als wäre das so eine Linie,

00:22:23: auf der wir irgendwie hoch und runter wandern, das tun wir auch.

00:22:26: Aber es ist natürlich dann leicht anzunehmen,

00:22:28: je weiter ich Richtung Rot laufe, umso eher sinkt auch meine Leistungsfähigkeit.

00:22:31: Aber es ist tatsächlich so, dass es eher wie so ein Vier-Felderschema ist,

00:22:34: weil wir kennen Leute, die sind total gesund,

00:22:36: sind total gesund und trotzdem nicht leistungsstark.

00:22:39: Weißt du?

00:22:41: Und genauso kennen wir Menschen, die eben psychischer krank sind

00:22:43: und total leistungsstark.

00:22:45: Das heißt, es ist nicht zwangsläufig im Zusammenhang.

00:22:47: Und das ist erstmal wichtig zu verstehen,

00:22:49: weil das eines der größten Stigma ist, warum ich nicht drüber spreche.

00:22:52: Weil ich Angst habe, das ist meine Karriertoppe dir,

00:22:54: dass die Leute denken, ich bin nicht belastbar.

00:22:56: Also sage ich lieber nichts.

00:22:58: Du berätst ja viele unter die.

00:23:00: Und da sprich es ja ganz häufig mit den, die haben ja einmal unterschiedlich,

00:23:03: Namen HR, Department Personalabteilung,

00:23:05: People and Culture,

00:23:07: was sage ich mal so, aber zumindest,

00:23:09: die Leute, die eben halt für das kronensätzliche Personal verantwortlich sind.

00:23:12: Personal ist auch ein schlechtes Wort, aber du weißt, was ich meine.

00:23:15: So, hoffen ich über Rennen auch.

00:23:17: Was ist der allererste Schritt in eine Richtung Mental Health Strategy,

00:23:22: den eigentlich jedes Unternehmen geben kann?

00:23:25: Ich habe das vorhin schon mal angerissen,

00:23:27: aber ich glaube, der allererste Schritt ist Daten.

00:23:30: Wie geht es uns wirklich?

00:23:32: Daten.

00:23:34: Daten, also wirklich im Prinzip ins Gespräch zu gehen,

00:23:36: ob jetzt quantitativ oder qualitativ,

00:23:38: aber wirklich zu verstehen, wie geht es unserem Team.

00:23:40: Und wenn wir sozusagen fragen, wie gesund seid ihr als Team,

00:23:44: wie gesund fühlt ihr euch auf dieser Skala,

00:23:46: wie gesund seht ihr uns jetzt Organisationen

00:23:48: und die sagen vier, fünf von zehn zu fragen,

00:23:50: was bräuchte ihr um einen Punkt nach oben zu klettern?

00:23:53: Denn die Mitarbeiterschaft weiß nicht nur häufig,

00:23:56: was das Problem ist, sondern hat sogar schon Ideen für Lösungen,

00:23:59: die manchmal gar kein Geld kosten.

00:24:01: Also es ist manchmal überraschend, was da kommt.

00:24:03: Ja, der Koffer schmeckt nicht.

00:24:05: Ja, okay, dann kaufen wir ein anderes,

00:24:07: es ist ein ernstes Beispiel auf der Zusammenarbeit.

00:24:09: Aber zu sagen, manchmal sind es kleine Dinge,

00:24:11: die wir drehen können, die nicht die riesigen Budgets brauchen.

00:24:14: Aber ich muss erst mal verstehen, was ist das?

00:24:16: Und ich brauche eine Adventschmarkt.

00:24:18: Also wie belastet sind wir, wie gestresst sind wir,

00:24:20: wie erschöpf sind wir, wie vielleicht auch deidentifiziert

00:24:23: mit dem Job sind wir, um dann zu wissen,

00:24:25: was sind die richtigen Hebel?

00:24:27: Ich glaube, das ist total wichtig.

00:24:29: Und dann, für mich gibt es dann halt so zwei Ebenen.

00:24:32: Also das eine ist Topmanagement, versuchen die ins Boot zu holen.

00:24:37: Weil Senior Bayern ist so das eine, dass sie sagen, ja, ja, macht mal.

00:24:42: Wir geben euch ein Budget.

00:24:43: Das ist schon großartig, machen viele Organisationen nicht.

00:24:46: Aber noch besser wäre ja eigentlich Senior Ownership.

00:24:49: Also zu sagen, mir gehört das Thema.

00:24:51: Und ich stehe dafür mit meinem Namen und auch mit meinen Zielen.

00:24:53: Weil dann ist es nicht nur so eine vielgut Strategie,

00:24:56: sondern tatsächlich eine Unternehmensstrategie.

00:24:59: Das ist total wichtig und machen die wenigsten Organisationen.

00:25:02: Also nur eine von zehn Vorständen hat eine klare Verantwortung

00:25:07: für das Thema definiert.

00:25:09: Und nur 30 Prozent aller Vorstände gucken sich die Daten an.

00:25:12: Also was passiert eigentlich?

00:25:13: Was tun wir aktiv?

00:25:14: Und wenn das fehlt, dann können wir sozusagen hier viel machen.

00:25:18: Aber wenn die Unternehmensstrategie unrealistisch bleibt

00:25:21: und Gesundheit nicht mitdenkt, dann ist es eben immer nur so ein Pflasterkleben.

00:25:24: Und was wir immer machen können, sind Grasroutesbewegungen

00:25:27: als parallele sozusagen.

00:25:29: Zu sagen, was können die Teams lernen an Fähigkeiten,

00:25:32: um Gesundheit selber in ihren Alltag zu integrieren,

00:25:35: was im Verhalten, in der Beziehung steht,

00:25:37: in Formaten, die sie machen können wie euer Montagschecken,

00:25:40: das ist ein Format, wo es um Gesundheit geht.

00:25:42: Kostet vielleicht was, 15 Minuten, 30 Minuten,

00:25:44: wir begegnen uns, starten ganz anders in die Woche.

00:25:47: Das kostet erstmal alles kein Geld, im Zweifel Zeit und Bewusstsein.

00:25:52: Aber darin liegt unglaublich viel Kraft.

00:25:54: Wenn es wirklich darum geht, ihr wollt Geld ausgeben und Extammers einkaufen,

00:25:59: dann würde ich wahrscheinlich immer erst mal mit einer Form von EAP gehen,

00:26:03: also so einem anonymen Weg für Belastete,

00:26:06: Mitarbeiter, wo sie anrufen können und Hilfe bekommen,

00:26:09: um diese Brücke zu schlagen zwischen "Ich bin belastet und ich kriege therapeutische Hilfe"

00:26:14: bei der Zwischendinge manchmal Jahre.

00:26:16: Ja, verstehe ich sehr gut.

00:26:18: Ja, wir machen das tatsächlich, weil was zum Thema Datensatz,

00:26:21: wir machen immer quartalsweise, machen wir so eine Pulse-Studie,

00:26:23: wo wir dann eben halt wirklich gucken, was bewegt die Leute im Augenblick jetzt gerade.

00:26:28: Und da gab es eben halt jetzt gerade auch,

00:26:30: wo der, wie z.B. auch heute gerade vorgestellt,

00:26:32: gab es eben halt einen, die Werte sind insgesamt sehr gut,

00:26:34: aber es gab eben halt Werte, die jetzt schlechter geworden sind

00:26:37: und wo dann aber auch jetzt gerade dann direkt die Maßnahmen zuvorgestellt wurden.

00:26:41: Perfekt.

00:26:42: Also wo es dann eben halt auch darum ging,

00:26:44: dass die Vision und Mission nicht für alle präsent genug ist,

00:26:47: in dem Sinne, dass wir das eben halt jetzt Teil des Montag-Metings

00:26:50: eben halt machen, dann aber auch z.B. die versuchen eben halt,

00:26:56: als alle Chiefs einfach mal auch so in einem eigenen Format

00:26:59: nochmal ein bisschen von ihrer persönlichen Seite auch kennenlernbarer sind,

00:27:04: übergreifend so und nicht, dass dann eben halt jeder nur seinen direkten Chiefs sozusagen kennt,

00:27:10: sondern dass man eben halt dann auch darüber hinaus nochmal die anderen auch ein bisschen mehr

00:27:13: von der persönlichen Seite wahrnimmt.

00:27:15: Also von daher, das sind so Dinge...

00:27:17: Und da merkt ihr, als Beziehung viel wichtiger, ne?

00:27:19: Das ist denn gar nicht unbedingt der nächste coole Workshop,

00:27:22: sondern es ist eher, wer bist du eigentlich, wie können wir anders miteinander sprechen?

00:27:25: Wie machst du es mir einfacher dann auch zu sagen, hey, Nils, bei mir ist gerade einfach viel los,

00:27:29: ich bin nicht ein bisschen chaotisch, bin in den nächsten Tagen,

00:27:32: weiß das, dass ich das ja auf dem Schirm hab, egal, also da fängt Gesundheit an.

00:27:36: Genau.

00:27:37: Und die schon sagst, eigentlich kostet es nicht.

00:27:39: Ja, genau.

00:27:40: Und ich glaube, zu verstehen, Daten sind eben, weil ganz viele erheben ja Daten,

00:27:43: aber reagieren nicht drauf.

00:27:45: Und ich glaube, Daten sind vor allen Dingen eine Handlungseinladung und keine Briefmarkensammlung,

00:27:49: die wir dann in die Schublade packen, sondern darauf zu reagieren,

00:27:52: ist das wichtigste Zeichen auch, an das Team zu sagen, wir nehmen euch ernst.

00:27:56: Du sagst in dein Buch auch mentale Gesundheit, das ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit,

00:28:00: hast du ja vorhin auch schon einmal kurz in diesem Beispiel mit den Farben genannt.

00:28:05: Wie sieht denn für dich ein wirklich gesunder Arbeitsalltag aus?

00:28:09: Puh, ja, also das ist natürlich immer eine unbequeme Antwort, weil das ist natürlich hochgradig individuell.

00:28:16: Aber ich glaube, was für mich wichtig ist, ist, dass ich genug Zeit habe, die Dinge zu tun, die ich wirklich tun muss.

00:28:23: Also darüber spreche ich auch im Buch von der Diagnose Bürosklerose, also dass wir so verknöchert sind von Bürokratie,

00:28:30: von Tomarbeit, von Aufgaben, die uns null weiterbringen, aber den ganzen Tag irgendwie unsere Zeit und Kraft kosten.

00:28:36: Also diese Vielzahl an Meetings, wo ich tolos einsamme, ob man eigentlich Arbeit dann erst im späten Nachmittag oder Abend mache

00:28:43: und so sagen die, die eigentliche Arbeit kommt zuerst.

00:28:46: Und dann kann ich auffüllen mit dem Kleinkram, der halt noch so passieren muss.

00:28:50: Aber das macht es schon gesünder, weil ich nicht mit Stress nach Hause gehe und denke,

00:28:54: Scheiß habe ich wieder nicht geschafft, woran ich eigentlich arbeiten muss, was wirklich wirksam ist.

00:28:58: Ich glaube, das ist wichtig und vor allen Dingen zu verstehen, dass Pausen ein Leistungsförderer sind und kein Zeitfresser.

00:29:08: Also die meisten von uns machen auch, Eva-Elisa Schneider sagt immer keine ehrlichen Pausen, also wir machen Pausen,

00:29:14: aber dann hören wir den Podcast, machen hier noch, wir gehen hier rum, antworten doch nochmal kurz auf die E-Mail, sind nochmal schnell auf LinkedIn.

00:29:20: Also auch das ist keine regenerative Pause, das ist eine abgelenkte Pause, ist auch okay.

00:29:25: Aber ich glaube, das ist ganz wichtig und natürlich geht es ganz viel darum, also Kultur ist für mich immer so dieses, wie fühlt es sich an.

00:29:35: Als du das kann man gar nicht so kognitiv in meinen Worte fassen, aber so ich komme in den Raum und es ist halt da oder es ist nicht da.

00:29:41: Und gesund arbeiten heißt hoffentlich in Räumen zu sitzen, wo es oft da ist, also wo ich das Gefühl habe, hier findet Humor statt,

00:29:48: hier kann ich eine andere Seite von mir zeigen, hier kann ich eine wilde Idee reinwerfen, die wird gehört.

00:29:53: Hier findet irgendwie eine Wertschätzung und eine Neugierde aneinander statt.

00:29:58: Wie gesagt, das sind eben diese subtileren Dinge, die gesund sind, neben den klassischen, ich mach eben Pausetrinker, bewege mich im Alltag, auch das gehört dazu.

00:30:08: Ja, total wichtig, was du sagst, also ich finde gerade, was du sagst, das Thema, wie sehen die Pausenden eigentlich aus?

00:30:15: Das ist schon ein ganz wichtiger Punkt und ich finde für mich, das ist auch etwas, was ich mal aus einem Podcastgespräch vor einigen Jahren mal mitgenommen habe,

00:30:25: ... der ging um ein anderes Thema, dieser Spaziergang nach dem Essen.

00:30:29: Hab ich so für mich mittlerweile gemerkt, dass selbst wenn ich nur für ...

00:30:32: ... manchmal unter 10 Minuten rausgehe, ist so.

00:30:35: Aber einfach mal ganz kurz hier, gerade wenn ich hier im Office auch noch ...

00:30:38: ... esse, einmal kurz rausgehen, einmal frische Luftschärmen, einmal mal kurz ...

00:30:42: ... nichts mit dem Office zu tun und zu haben.

00:30:45: Du sagst auch das Thema Podcast.

00:30:47: Also ich mach das manchmal dann schon, dass ich zumindest Musik höre, ...

00:30:50: ... aber weil es mir dann in dem Moment irgendwie gut tut, um ...

00:30:52: ... vielleicht auf meine Stimmung einzuschauen.

00:30:54: Ja, total.

00:30:55: Aber alleine diese 10 Minuten auch mal nicht kommunizieren ...

00:30:59: ... in jeglicher Form, finde ich total angenehm.

00:31:03: Das ist ein absoluter Nervensystem Reset.

00:31:05: Also die Bewegung dazu, die frische Luft, das periphere Sehen.

00:31:08: Also wir starren ja den ganzen Tag so fokal auf das kleine ...

00:31:10: ... so ein Screen vor uns, was für das Gehirn einfach Stress bedeutet.

00:31:13: Und es gibt unglaubliche Forschung dazu, warum das so wertvoll ist.

00:31:17: Aber ich glaube, allein das zu tun, ist ganz, ganz wichtig.

00:31:20: Und was es zusätzlich macht, ist, dass es unseren ...

00:31:23: ... also uns hilft, den Kontext zu verändern.

00:31:25: Also wir haben unglaublich viele Kontextswitcher im Alltag, ...

00:31:28: ... wo du von Meeting zu Meeting hübsfst mit unterschiedlichen Rollen, ...

00:31:31: ... unterschiedlichen Inhalten.

00:31:32: Und dann von der Arbeit rennen wir nach Hause, ...

00:31:34: ... holen das Kind von der Kita ab jetzt in meinem Fall.

00:31:36: Und ich habe irgendwann gemerkt, ich bin ganz oft noch total ...

00:31:38: ... im Arbeitsmodus.

00:31:39: Also so wenn ich mit meinem Kind da ankomme, ...

00:31:41: ... habe ich den Hut Arbeit noch nicht abgesetzt, ...

00:31:44: ... weil ich keine Übergangszeit hatte zwischen ...

00:31:47: ... Nora Psychologin und Nora Mama und dann gestritscht ...

00:31:51: ... das Stier und sagt Leo, komm, ich esse Wottes zur Schaukel ...

00:31:53: ... und noch so im Effizienzmodus bin und so denke, ...

00:31:55: ... warte mal, ist doch egal.

00:31:56: Wenn er da mit Kastanien glücklich ist, ist das mindestens genauso wertvoll.

00:31:59: Und diese Transitions, die brauchen wir im Alltag, ...

00:32:02: ... im Joballtag zwischen den Meetings, ...

00:32:04: ... zwischen den Aufgaben, aber auch zwischen den Rollen.

00:32:07: Und dafür haben wir nie Zeit.

00:32:09: Total gut, was du sagst, weil das ist wirklich ...

00:32:12: ... ich habe es auch schon mehrfach in diesem Podcast auch erzählt, ...

00:32:14: ... dass allein das, was für mich schon einen Unterschied gemacht hat, ...

00:32:16: ... wenn ich fahre mit dem Fahrrad dann nach Hause, nach der Arbeit ...

00:32:19: ... und habe da früher auch mal noch so Podcast dabei gehört ...

00:32:21: ... oder get telefoniert oder so, ...

00:32:22: ... und da habe ich immer gar nicht mitbekommen, ...

00:32:24: ... dass ich sozusagen, genau was du sagst, die Transition ...

00:32:26: ... zwischen Arbeit und Zuhause dann da eben so da war.

00:32:29: Und seitdem ich das noch nicht mehr mache, merke ich einfach, ...

00:32:31: ... wie viel besser ist, wie anders ich zu Hause ankomme.

00:32:36: Ja, ja, weil eben nicht alles plötzlich schnell gehen muss ...

00:32:38: ... und kein To-do mehr ist, sondern halt klar, ...

00:32:40: ... ist okay, jetzt anderer Modus, ...

00:32:41: ... andere Stimmung und sich das zu erlauben, ...

00:32:44: ... sowohl im Job als auch dann in diesem Übergang ...

00:32:47: ... ist unglaublich wichtig ...

00:32:48: ... und tatsächlich eine uralte Tradition aus dem Buddhismus.

00:32:51: In alten Tempeln im Buddhismus gibt es immer so eine ganz hohe ...

00:32:54: ... Holzschwelle, wenn du von deiner normalen Welt ...

00:32:57: ... in die heilige Welt trittst oder sacred space, ...

00:33:00: ... um dich zu fragen, wie komme ich gerade und was muss ich hinter mir lassen.

00:33:03: Und ich habe manche Coaches, die jetzt mittlerweile so kleine ...

00:33:05: ... Rituale haben, wenn sie die Brot-Tür auch im Homeoffice verlassen, ...

00:33:08: ... in ein kleiner Zettel, so wie gehe ich gerade, ...

00:33:10: ... um nochmal kurz um diese Schwelle zu übertreten bewusst und zu sagen, ...

00:33:14: ... okay, jetzt bin ich Papa und nicht mehr Führungskraft.

00:33:19: Mach einen riesen Unterschied.

00:33:20: Finde ich total schön.

00:33:21: Welche Rolle spielt selbst für Sorge für dich und wie unterscheidet sie sich von dem?

00:33:26: Ich sage mal so, was Instagram darunter versteht.

00:33:28: Ah ja, wir sind ja in so einer Welt, wo selbst für Sorge vor allen Dingen schön ist.

00:33:34: Alles hat B-Stöner und Well-Being und so.

00:33:37: Für mich ist selbst für Sorge oft deutlich hässlicher, ...

00:33:41: ... als das, was wir auf LinkedIn und Instagram sehen, ...

00:33:43: ... weil echte Selbstfürsorge eben auch bedeutet, ...

00:33:46: ... auch bei sich selbst den Finger in die Wunde zu legen.

00:33:49: Und zu sagen, ...

00:33:50: ... wo lebe ich ein Leben, was eigentlich gar nicht zu meinen Werten passt, ...

00:33:56: ... wo lebe ich in Beziehungen, die nicht gut für mich sind, ...

00:33:59: ... wo trete ich über meine eigenen Grenzen, ohne mich zu fragen, warum eigentlich, ...

00:34:03: ... also was treibt mich da an?

00:34:04: Wie bin ich mit mir?

00:34:06: Und ich meine, ich bin Therapeuten.

00:34:08: Ich habe viele Menschen gesehen, die in echter Selbstfürsorge sitzen ...

00:34:11: ... und das ist nicht immer angenehm, ...

00:34:13: ... weil es bedeutet häufig viele Tränen, ...

00:34:16: ... es bedeutet ehrlich in den Spiegel zu gucken, ...

00:34:18: ... zu sagen, manche Muster von mir sind auch nicht so schön, ...

00:34:21: ... nicht so freundlich.

00:34:22: Es bedeutet manchmal, sich von Beziehungen zu lösen, ...

00:34:25: ... sich aus Jobs zu lösen.

00:34:26: All das sind richtig harte Entscheidungen, ...

00:34:28: ... die aber häufig langfristig extrem nachhaltig sind, ...

00:34:32: ... weil ich plötzlich ein anderes Leben lebe, ...

00:34:34: ... was mir vielleicht wirklich dann erlaubt, auch Pausen zu machen.

00:34:37: Weil ich finde Hex-Tipps, das ist alles super wertvoll.

00:34:40: Ich habe aber das Gefühl, dass die meisten, ...

00:34:43: ... denen fehlt es nicht an Wissen darüber, was potenziell gesund wäre, ...

00:34:46: ... sondern es fehlt denen an der Erlaubnis, das zu leben ...

00:34:49: ... oder an der Energie wirklich dann gesund zu essen und für sich zu sorgen.

00:34:52: Und diese Brücke, also zu fragen, warum darf ich denn nicht gesünder sein?

00:34:56: Zu mir ist extrem unbequem, ...

00:34:59: ... aber natürlich ein absoluter Game Changer.

00:35:02: Das heißt für mich ist das auch Selbstfürsorge.

00:35:05: Und der Rest sind dann Routinen, die sind wichtig ...

00:35:08: ... und sind sozusagen die Sichtbarkeit dann von diesen inneren Themen, die ich habe.

00:35:13: Und deswegen ist es für mich so, wenn jemand sagt, ...

00:35:15: ... ich gehe in Therapie, ist das ein extrem mutiger Schritt, ...

00:35:18: ... wo wir alle applaudieren sollten und ich sagen sollten, ...

00:35:20: ... also rufen wir uns in bei dem los, ...

00:35:22: ... weil das extrem viel Mut erfordert.

00:35:26: Ja, wobei ich finde wirklich das so toll, ...

00:35:28: ... dass so viele Menschen mittlerweile da so offen über darüber reden auch.

00:35:31: Und ehrlich gesagt, ich würde auch sofort jetzt irgendwie in eine Therapie starten.

00:35:36: Ich habe ehrlich gesagt noch nicht so die Fragestellung dafür, ...

00:35:40: ... welches Problem ich damit gelöst habe.

00:35:42: Verstehst du, was ich meine?

00:35:43: Aber ansonsten bin ich da total offen für.

00:35:46: Ich würde es eigentlich ...

00:35:48: Ich reize es auch total, aber ich fühle mich momentan ...

00:35:52: ... vielleicht zu glücklich, zu ausgeglichen.

00:35:54: Ich weiß es nicht so genau.

00:35:55: Das ist total okay.

00:35:56: Dass ich mir ein bisschen dumm vorkommen würde, es zu tun.

00:36:00: Verstehst du, was ich meine?

00:36:01: Na klar, ja und das ist ja auch total schön, das zu realisieren.

00:36:03: Weißt du, also ich glaube einfach nur zu sagen, ...

00:36:06: ... Selbstfürsorge hat er einfach zwei Aspekte.

00:36:08: Das ist das tiefe Innen- und das sozusagen Außenverhalten.

00:36:12: Und das ist total schön, wenn wir beides erlauben und mitdenken.

00:36:16: Was können Kollegen denn konkret tun, wenn sie merken, ...

00:36:21: ... da ist jemand im Team, der still leidet.

00:36:24: Für mich ist das Allerwichtigste, ...

00:36:28: ... sich nicht zu scheuen, das anzusprechen.

00:36:31: Und das können manchmal, es muss gar nicht so das Große sein, ...

00:36:34: ... zu sagen, ja, du wirkst auf mich in den letzten Monaten ...

00:36:36: ... diese Mühde, sehr abgekämpft, anders als sonst, ...

00:36:39: ... so kenne ich dich nicht ruhiger.

00:36:40: Wollen wir sprechen, das ist dann schon das große Gespräch.

00:36:43: Aber manchmal fängt es noch viel kleiner an, ...

00:36:45: ... bei den kleinen Gesprächen.

00:36:46: So dieses, du kommst aus dem Meeting, ...

00:36:48: ... fällst in dein Stuhl säuften, ...

00:36:50: ... ich merke irgendwie, deine Anspannung ist total hoch, ...

00:36:52: ... tackerst du in die Tasten und bist irgendwie gar nicht so richtig präsent.

00:36:55: Dass ich dann schon mal sage, hey, jetzt ist alles gut.

00:36:57: Weißt du, so brauchst du kurz was, weil wir kurz eine Runde gehen.

00:37:00: Also dass wir bei den kleinen Momenten anfangen.

00:37:02: Ja.

00:37:03: Also die Gottmans, ...

00:37:05: ... das Forscherpaar, was ich viel so mit Beziehungen oder ehemals beschäftigt, ...

00:37:09: ... nenn das auch Bits for Connection.

00:37:11: Also so kleine Beziehungsangebote, ...

00:37:14: ... die wir häufig ignorieren, ...

00:37:16: ... weil wir so busy sind, ...

00:37:17: ... weil wir selber überladen sind.

00:37:19: Wie zum Beispiel das Säuften oder jemand sagt, ...

00:37:21: ... hey, hast du den Film gesehen?

00:37:23: Auch das ist schon eine Einladung, in Beziehung zu gehen.

00:37:26: Wenn wir da schon reagieren, ...

00:37:27: ... dann haben wir die Beziehungen und das Vertrauen auf, ...

00:37:30: ... was wir dann brauchen, um ins große Gespräch zu gehen und zu sagen, ...

00:37:33: ... für uns ist es okay, zu sagen, du bist mir wichtig ...

00:37:35: ... und mir fällt was auf und ich möchte, dass du weißt, ...

00:37:37: ... dass es mir auffällt und dass ich hier bin, wenn du mich brauchst.

00:37:40: So, um nicht davor zurückzuscheuen.

00:37:43: Weil wir häufig noch erwarten, dass die Person, die belastet ist, ...

00:37:46: ... sich Hilfe sucht.

00:37:47: Wir wissen aber, dass der Großteil, also maximal ein Viertel, ...

00:37:51: ... aktiv im Job darüber spricht ...

00:37:55: ... oder sprechen würde.

00:37:56: Das heißt, wir können nicht warten, bis jemand sich meldet, ...

00:37:58: ... sondern wenn wir das wahrnehmen, ...

00:37:59: ... können wir darauf reagieren und dann öffnet sich ja häufig ...

00:38:02: ... ein Lösungsraum zu sagen, können wir dir was abnehmen, ...

00:38:05: ... können wir Kapazität umschiften, ...

00:38:07: ... sollen wir einfach niemanden gar nicht fragen.

00:38:09: Dann hatte ich auch schon mal Fälle, wo eine Führungskraft ...

00:38:11: ... eine sehr schwer erkrankte Mutter hatte und gesagt hat, ...

00:38:13: ... hey, ihr als Team, ich will nur, dass ihr es wisst, ...

00:38:15: ... aber fragt mich nicht jeden Tag, wie es ihr geht.

00:38:17: Schaffe ich nicht.

00:38:19: Also auch da zusammen auszuloten, was ist denn dieser Space von Hilfe?

00:38:23: Wie sieht Hilfe aus?

00:38:24: Und das nicht anzunehmen, sondern zu sagen, ...

00:38:26: ... wie sieht Unterstützung von uns wirklich aus?

00:38:28: Heißt es zurücktreten, heißt es reinspringen, ...

00:38:31: ... was auch immer.

00:38:32: Aber ich glaube, das ist das aller, allerwichtigste.

00:38:36: Aber ich finde an dem Zusammenhang, ...

00:38:38: ... hattest du eben schon mal gesagt, wie groß ...

00:38:41: ... das ich dir nach Mythen gefragt hatte, ...

00:38:43: ... weil einer der ersten Bundige gesagt hat, ...

00:38:44: ... dass Leute die psychische Belastung haben ...

00:38:46: ... oder vielleicht auch sogar mental nicht ganz gesund sind, ...

00:38:49: ... dass die häufig dann auch gleich so einen Stick mal bekommen.

00:38:54: Was würdest du denn jetzt jemandem raten, der Angst hat, ...

00:38:57: ... in seinem Job über seine psychische Belastung zu sprechen?

00:39:01: Erst mal würde ich sagen, total nachvollziehbar und wichtig, ...

00:39:04: ... dass wirklich zu hinterfragen, ob ich das teilen sollte.

00:39:08: Weil wir in einer noch diskriminierenden und stigmatisierten Welt leben.

00:39:12: Auch wenn das in unserer Babel, auch in dieser Gesundheitsbabel, ...

00:39:14: ... wirkt es so, das ist ein Thema überall und ich gehe zur Therapie, ...

00:39:16: ... das ist cool.

00:39:17: Der Großdettelwelt ist da überhaupt gar nicht.

00:39:19: Überhaupt nicht.

00:39:20: Also vor allen Dingen über die Generationen gesehen, ...

00:39:22: ... über auch unterschiedliche kulturelle Hintergründe gesehen.

00:39:25: Gerade in diversen Teams haben wir sehr unterschiedliche Haltungen.

00:39:28: Das heißt, ich würde nicht jedem empfehlen, sagt das, ...

00:39:30: ... weil dann kriegst du Hilfe, sondern es gibt eine ganz tolle Website, ...

00:39:35: ... die heißt sagichs.de, glaube ich, wo es tolle Assessments gibt, ...

00:39:39: ... wo gefragt wird, hey, was hast du denn beobachtet?

00:39:43: Wie reagieren Führungskräfte, wenn Menschen sagen, ...

00:39:45: ... schaffe ich nicht oder ich setze eine Grenze?

00:39:47: Gab es Fälle bei euch, wie sind die da vorgegangen?

00:39:49: Also wirklich zu überlegen, ...

00:39:52: ... soll ich überhaupt darüber sprechen?

00:39:53: Und wenn ja, mit wem?

00:39:54: Das musst du ja auch nicht allen erzählen, ...

00:39:56: ... es reicht ja manchmal auch einer Person das zu teilen.

00:39:58: Und warum?

00:39:59: Also was erhoffe ich mir davon?

00:40:01: Und ist sozusagen der Job dann der richtige Ort?

00:40:04: Denn allein arbeitsrechtlich müssen wir niemandem irgendwas erzählen, ...

00:40:08: ... vor allem keine Diagnose.

00:40:10: Und trotzdem würde ich natürlich empfehlen, ...

00:40:12: ... zu gucken, gibt es Möglichkeiten, entweder einen Teamkollegen ...

00:40:15: ... und vor allen Dingen die Führungskraft zu involvieren, ...

00:40:17: ... weil da natürlich ein ganz anderer Lösungsraum wartet.

00:40:20: Also wenn es darum geht, Projekte umzuschiften oder was auch immer, ...

00:40:24: ... denen wir alleine nicht zugänglich machen können.

00:40:27: Aber da finde ich die Website ist super ...

00:40:29: ... und sich wirklich zu fragen, ...

00:40:30: ... mit dem, warum, wie viel, sag ich es.

00:40:32: Okay, kann man ja mal googlen.

00:40:33: Ich finde es war aber wirklich interessant, ...

00:40:35: ... wir haben uns ja kennengelernt, weil wir haben mich halt traut, ...

00:40:37: ... und der geht damit ja sehr offen um, ...

00:40:40: ... dass er eben halt auch mal eben in einer psychischen Klinik ...

00:40:43: ... dann eben halt war.

00:40:45: Jetzt muss man dazu sagen, ...

00:40:47: ... der hat, ...

00:40:49: ... war in der Führung, war auch sie im Oberarrival, ...

00:40:52: ... war dann Agenturgründer und alles und ist jetzt ja ...

00:40:56: ... in seiner Selbstständigkeit, wo es ja um New Work geht, ...

00:40:59: ... da eben halt auch, ...

00:41:01: ... muss man sagen, da passt es fast ja sogar, ...

00:41:04: ... dass man auch selbst mal betroffen war.

00:41:06: Das ist natürlich, also ich erinnerte mich, ...

00:41:09: ... wie er anfing da so offen drüber zu kommunizieren, ...

00:41:12: ... dass ich dann mich gefreit hatte, würde ich das genauso tun.

00:41:16: Und ich finde erst dadurch, dass er jetzt, ...

00:41:17: ... sag ich mal so self-employed ist, ...

00:41:19: ... natürlich in anderen Umfeldsettingen, ...

00:41:22: ... sag ich mal so, als jemand, der angestellt ist, ...

00:41:24: ... von allen, die jetzt hier zuhören, ...

00:41:26: ... werden wahrscheinlich dann 70%, ...

00:41:28: ... oder keine Ahnung, wie viel in einem Angestellten da sein sein.

00:41:31: Deswegen ist natürlich schon noch mal eine deutlich ...

00:41:33: ... andere Situation.

00:41:34: Genau, weil die Abhängigkeit eine ganz andere ist.

00:41:36: Und ich glaube, deswegen ist es eben so wichtig, ...

00:41:38: ... sich das ehrlich zu fragen und vielleicht sonst auch mal ...

00:41:41: ... mit dem Team oder einer vertrauten Person ...

00:41:43: ... zurückzuspielen, die den Kontext kennt und sagt, ...

00:41:45: ... was glaubst du, was passiert, wenn?

00:41:47: Ich glaube, trotzdem sich das zu erlauben, ...

00:41:51: ... das mal durchzuspielen, ist total wichtig, ...

00:41:53: ... weil häufig ist die Erfahrung tatsächlich positiver, ...

00:41:55: ... als wir denken.

00:41:56: Aber es gibt eben ein Risiko.

00:41:57: Und ich glaube, das Risiko müssen wir einkalkulieren.

00:41:59: Und was du beschreibst, ist, ...

00:42:01: ... glaube ich, kein Michael-Persil-Phenomen.

00:42:03: Grüße gehen raus, das ist ganz großer Teil meines Buches, ...

00:42:05: ... auch der, seine Geschichte.

00:42:07: Aber auch für mein Buch zum Beispiel, ...

00:42:09: ... war es extrem schwer, Menschen zu finden, ...

00:42:11: ... die gerade noch belastet sind.

00:42:14: Es ist relativ einfach, irgendwann die Entrepreneure zu finden, ...

00:42:17: ... die irgendwann mal einen Burnout hatten ...

00:42:19: ... und jetzt die Learnings daraus gezogen haben, ...

00:42:21: ... oder die Politiker oder Stars und Athleten.

00:42:23: Wir hören die Geschichte halt immer erst sehr, sehr spät, ...

00:42:26: ... wenn es verarbeitet ist.

00:42:27: Und ...

00:42:29: ... it is dangerous for the person in power to talk.

00:42:31: Also es ist noch so, dass das gefährlich sein kann.

00:42:35: Und ich habe eine Geschichte von Wino Phillips, ...

00:42:36: ... der ist Executive Boardmember bei Siemens Energy, ...

00:42:38: ... der so ein bisschen seine Geschichte erzählt ...

00:42:41: ... und arbeitet dann noch.

00:42:44: Aber es ist sehr selten und es ist sehr schwer, ...

00:42:46: ... weil natürlich die Angst ist, wie nimmt das die Öffentlichkeit wahr.

00:42:49: Das Buch ist natürlich noch mal eine andere Ebene.

00:42:51: Aber das war noch mal ganz wichtig, ...

00:42:53: ... auch für mich zu verstehen, wie viel Ängste da sind.

00:42:56: Und gleichzeitig hatte ich ganz tolle Momente, ...

00:42:59: ... zum Beispiel ist Monagasis Geschichte da drin ...

00:43:01: ... und ich habe sie vor langer, langer Zeit ...

00:43:02: ... interviewt für das Buch.

00:43:03: Da hatte sie das noch nicht öffentlich gemacht, ...

00:43:05: ... dass sie den Burnout hatte ...

00:43:06: ... und wollte erst anonym bleiben im Buch ...

00:43:08: ... und hat sich dann im Verlauf um entschieden.

00:43:11: Und dann dachte ich, wie schön.

00:43:12: Also manchmal ist es ja auch, dass ich das erst mal ...

00:43:14: ... owning muss, dass es meins ist, dass es okay ist, ...

00:43:16: ... dass ich krank war oder krank bin ...

00:43:19: ... und dann gehört es zu mir und ich schäme mich nicht mehr.

00:43:23: Aber damit anonym zu bleiben ist sehr nachvollziehbar.

00:43:27: Ja, total, total nachvollziehbar.

00:43:28: Und deswegen, für mich wäre ja interessant, ...

00:43:32: ... du arbeitest ja auch vier Millionen Gründer in Zusammenhang.

00:43:35: Was würdest du sagen, was brauchen die, ...

00:43:37: ... um von Anfang an wirklich auch eine gesunde Arbeitskultur zu bauen?

00:43:41: Puh, ich glaube, also ich habe wirklich mit Gründer in Zusammenhang ...

00:43:44: ... aber die 17 sind.

00:43:45: Und dann einen, zwei Start-ups gegründet haben.

00:43:48: Also das ist ja einfach, wo man ...

00:43:49: ... ich dann manchmal auch als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ...

00:43:51: ... sitze und denke so, hä, aber geh doch erst mal spielen.

00:43:54: Hab Sex, keine Ahnung, ...

00:43:55: ... mach ein lebendes Leben, gefeiern weiß ich nicht.

00:43:57: Mach erst mal Leben, ...

00:43:58: ... bevor die Business- und damit auch die Erwachsenenwelt ...

00:44:00: ... mit all den Anforderungen, Bewertungen kommt.

00:44:04: Aber es sind natürlich sehr intelligente, ...

00:44:06: ... sehr motivierte junge Menschen.

00:44:07: Und ich glaube, bei denen ist es ganz wichtig, ...

00:44:10: ... zu verstehen, warum ist mir das so wichtig?

00:44:13: Also, welchen Bezug habe ich zu Leistungen, ...

00:44:15: ... welchen Bezug habe ich zu Business, ...

00:44:16: ... warum mache ich das, ...

00:44:17: ... obwohl alle meine Mitschüler*innen oder Mitschstudierenden ...

00:44:21: ... was ganz anderes machen, ...

00:44:22: ... weil da schon mal so das Muster sichtbar wird.

00:44:24: Und wir wissen aus der Forschung, ...

00:44:25: ... dass Gründer*innen ein extrem hohes Risiko haben, ...

00:44:28: ... also doppelt so hohes Risiko für Depressionen, ...

00:44:31: ... höheres Risiko für Suchterkrankungen, ...

00:44:34: ... sechsmal so hohe Wahrscheinlichkeit für ADHS, ...

00:44:36: ... zehnmal so hohes Risiko für Bipolarität.

00:44:38: Also das ist einfach eine vulnerable Gruppe ...

00:44:41: ... und das gut zu beobachten.

00:44:42: Und deswegen ist es, glaube ich, wichtig, ...

00:44:45: ... im Selbstcoaching zu sein.

00:44:46: Also sich selbst zu verstehen, ...

00:44:47: ... das Support zu bekommen im 1 zu 1.

00:44:49: Aber auch zu überlegen, ...

00:44:51: ... okay, ich als Gründer präge die Kultur meiner Organisation ...

00:44:55: ... maximal.

00:44:55: Also alle gucken zu mir und das, was ich tue, ...

00:44:58: ... signalisiert, so arbeiten wir hier.

00:45:01: Und was mir oft in den Coachings aufgefallen ist, ...

00:45:03: ... dass Gründer*innen sehr enttäuscht waren von ihrem Team, ...

00:45:06: ... weil die nicht genauso hart arbeiten wie sie ...

00:45:07: ... und nicht genauso hart hinter der Mission stehen wie sie selbst.

00:45:11: Und das zu verstehen, das ist total normales, ...

00:45:13: ... weil es nicht ihrs ist.

00:45:14: Aber da sind ganz hoffte Konfliktpunkte entstanden, ...

00:45:17: ... weil der Leistungsanspruch an sich selbst so hoch ist, ...

00:45:20: ... dass ich den auf andere übertrage ...

00:45:22: ... und das aber gar nicht erwarten kann.

00:45:24: Und ich glaube dann zu verstehen, ...

00:45:25: ... was für eine Kultur will ich prägen, ...

00:45:29: ... das braucht wirklich eine Reflektion.

00:45:32: Und zum Beispiel Massava ist ein, wie sie fand, ...

00:45:35: ... sitzt doch hier in Berlin, ...

00:45:36: ... die ganz wenige Gesundheits-Stardubs investieren ...

00:45:38: ... und die haben das als Teil ihrer Investitionsstrategie.

00:45:40: Also wenn ein Startup mit den, ...

00:45:42: ... bei denen sozusagen das Funding bekommt, ...

00:45:45: ... müssen sie mental Health Coaching machen ...

00:45:47: ... für sich selbst und für die Kultur.

00:45:49: Weil wir so viele Startups sehen, ...

00:45:50: ... wo die Burnout-Raten extrem hoch sind.

00:45:53: Gibt es eine Geschichte oder ein Zitat aus deinem Buch, ...

00:45:56: ... das dich selbst immer wieder berührt ...

00:45:57: ... oder auch vielleicht sogar motiviert?

00:46:00: Es gibt zwei, glaube ich.

00:46:03: Das eine ist, ...

00:46:05: ... Neugierde liegt auf der anderen Seite von Bewertung.

00:46:09: Neugierde liegt auf der anderen Seite von Bewertung.

00:46:12: Ponskoci Giova.

00:46:14: Das muss ich nicht mal verstehen.

00:46:15: Ja, ich kann es sehr erklären.

00:46:16: Also das ist genauso dieses ...

00:46:18: ... wir sind halt, wir alle haben Beises.

00:46:19: Ich bin Psychotherapeutin und auch ich laufe am Kotbussator lang ...

00:46:22: ... und denk mir, oh, ne, Junkies.

00:46:24: Kein schöner Gedanke.

00:46:26: Ich sollte es besser wissen.

00:46:28: Ich weiß, da steht ein Leben dahinter, ...

00:46:29: ... was im Zweifel extrem traumatisch ist.

00:46:31: Trotzdem habe ich diesen Impuls, ...

00:46:33: ... der unreflektiert geerbt ist.

00:46:35: Und zu verstehen, wenn ich in die Bewertung gehe, ...

00:46:37: ... bin ich nicht mehr neugierig der Person gegenüber.

00:46:39: Also ich bin in der Abwertung, weißt du?

00:46:41: Ja. - Ich bin bewertet und wende mich sozusagen ab.

00:46:44: Und diese Frage nach kann ich offen im Job darüber sein.

00:46:47: Hängt ganz viel damit zusammen, wie neugierig sind andere ...

00:46:50: ... mir gegenüber und wie neugierig bin ich anderem gegenüber.

00:46:53: Weißt du, will ich mehr von dir wissen?

00:46:54: Oder habe ich dich direkt in der Box geparkt ...

00:46:56: ... und dann bleibst du da drin ...

00:46:57: ... und dann bewert ich dann Verhalten ...

00:46:59: ... oder veränder meine Art und Weise, wie ich mit dir bin.

00:47:02: Das heißt zu sagen, Neugierde ist ein ganz großer ...

00:47:05: ... treibbar, glaube ich, von einer gesunderen Welt ...

00:47:08: ... und Menschlichkeit, weil das heißt, ich will dich verstehen.

00:47:10: Ich will verstehen, warum bist du so gereizt?

00:47:12: Warum schreibst du so eine fiese E-Mail?

00:47:14: Statt zu sagen, ja du bist halt ein Arschlochchef, ...

00:47:16: ... zu sagen, was passiert bei dem vielleicht gerade im Hintergrund, ...

00:47:19: ... was ich nicht weiß.

00:47:20: Also weißt du nur so, zwei, drei Minuten länger neugierig zu bleiben, ...

00:47:23: ... verändert vielleicht sofort, wie ich reagiere ...

00:47:26: ... und wie sich unsere Beziehung weiterentwickelt.

00:47:28: Und das Gleiche gilt dann natürlich für die großen Themen, ...

00:47:30: ... wie zum Beispiel psychische Erkrankungen extrem.

00:47:33: Und so versuche ich eben immer, wenn ich merke, ...

00:47:35: ... ah, dann kommt wieder ein Bayes-Bewertung, ...

00:47:37: ... kurz ein Schritt zurück zu gehen und zu sagen, ...

00:47:38: ... ich bleib mal kurz ein bisschen neugierig und guck, ...

00:47:40: ... gibt es vielleicht noch andere Erklärungs-Hintergründe, ...

00:47:44: ... als nur meine erste Annahme.

00:47:47: Okay, erste Zitat, zweite Zitat?

00:47:49: Connection is the intervention and the solution, ...

00:47:56: ... glaube ich, ist beieinander.

00:47:58: Also das Verbindung, diese Beziehung, ...

00:48:00: ... häufig sowohl die Intervention, ...

00:48:02: ... als auch die Lösung des Problems ist, ...

00:48:04: ... weil viele von uns eben sehr einsam sind, ...

00:48:06: ... mit dem was passiert und häufig alleine dieser ...

00:48:07: ... zwischendurchschnittliche Kontakt extrem heilend ist.

00:48:10: Und wir wissen aus der Glücksforschung und der ...

00:48:12: ... Resilienzforschung, dass der größte Treiber für beides, ...

00:48:15: ... für Glück und Resilienzbeziehung ist.

00:48:17: Und ich glaube, deswegen ist Verbindung essentiell ...

00:48:20: ... als Gesundheitsfaktor.

00:48:22: Ja, aber wie würde man das jetzt auf die Arbeitsweite übertragen?

00:48:26: Das heißt also, dass man schon schaut, ...

00:48:28: ... dass man mit seinen Kollegen, mit seinen Chefs, ...

00:48:31: ... oder mit wem in Verbindung bleibt oder einfach mit allen?

00:48:33: Ja, also ja, ich glaube, dass wir bewusste Beziehungen investieren.

00:48:36: Also weil wir kriegen Trainings für alles, ...

00:48:38: ... Marketing, für Personal Branding, für das Strategy, ...

00:48:41: ... keine Ahnung, aber ganz, ganz wenige Organisationen ...

00:48:44: ... haben wirklich ein gutes Trainingsegment für ...

00:48:48: ... Beziehungskompetenz, Beziehungsintelligenz, ...

00:48:50: ... für zum Beispiel Mental Health Skills, ...

00:48:51: ... wie gehe ich in solche Gespräche?

00:48:53: Und wir haben ja vorhin von diesen Bits of Connection gesprochen, ...

00:48:55: ... da beginnt das einfach.

00:48:58: All das, was wir brauchen, um Ideen zu teilen, ...

00:49:00: ... aber auch um Probleme zu teilen.

00:49:01: Und ich glaube, das ist total wichtig, ...

00:49:03: ... um mehr Zeit inzwischen menschliche Facetten ...

00:49:06: ... von Arbeit zu stecken und nicht nur in diese klassisch ...

00:49:08: ... strategischen To-dos zu investieren.

00:49:11: Genau.

00:49:12: Und ja, wenn jeder von euch mal zwei Minuten länger ...

00:49:14: ... neugierig ist heute, ...

00:49:15: ... fallen euch bestimmt Dinge auf, die ihr sonst nicht gesehen hättet.

00:49:18: Ich bin ja, also ...

00:49:20: ... ich glaube ja sowieso das Neugier, ...

00:49:22: ... und damit meint es positiv wert, das heißt dieser Wort, ...

00:49:25: ... das ist die Offenheit für Neues, für andere Menschen, ...

00:49:29: ... wirklich auch die ...

00:49:30: ... ja, und Offenheit ist eigentlich nicht genug, ...

00:49:32: ... sondern es ist ja schon auch das Wort "Gier" da drin, ...

00:49:34: ... also wirklich auch das echte Interesse, ...

00:49:36: ... solche Themen sich einzuhörend, dass das ...

00:49:38: ... die eine der wichtigsten Schlüssel auch für das Thema langes, ...

00:49:41: ... glückliches Leben einfach so grundsätzlich ist.

00:49:43: Also, weil nur wenn man eben halt genau diese Neugier sich erhält, ...

00:49:48: ... bleibt das Leben ja auch spannend und interessant.

00:49:50: Ja, total, genau.

00:49:51: Und das ist eben genau das, was ...

00:49:54: ... Brücken schafft zwischen uns, weißt du, ...

00:49:55: ... aber wenn ich merke, ach guck mal, du hast ein Thema ...

00:49:57: ... und das macht mich neugierig, ...

00:49:58: ... dann haben wir sofort ein Thema zusammen, ne?

00:49:59: Wenn ich das nicht habe, ...

00:50:02: ... dann laufen wir zueinander vorbei und ich glaube, wie du sagst, ...

00:50:04: ... es ist sich selbst zu hinterfragen und neugierig zu bleiben, ...

00:50:06: ... aber auch zu sagen, hey, das kann mir doch besser machen ...

00:50:08: ... und wie sind es essentielle Faktoren.

00:50:11: Ich habe noch nicht jemanden kennengelernt und da habe ich dann ...

00:50:13: ... dem Nachhinein, da habe ich dann wirklich zu drüber nachgedacht, ...

00:50:15: ... also wir haben lange miteinander geredet ...

00:50:18: ... und dann ist mir beim Nachhinein aufgefallen, ...

00:50:21: ... die Person hat mir nicht eine einzige Frage gestellt.

00:50:24: Also, ich habe vielleicht, habe ich dann einfach zu viele Fragen ...

00:50:27: ... selbst gestellt, sage ich mal so, ...

00:50:29: ... aber es geht ja immer mal darum, dass man irgendwann auch mal ...

00:50:31: ... vielleicht dann so den Sprechstand auch mal wieder zurückgibt, ...

00:50:34: ... sage ich mal so was. - Ja, Präziprozität.

00:50:36: Ja, genau, ja genau. Und das ist wirklich interessant.

00:50:39: Ich fand das ja nicht so, trotz irgendwie, ...

00:50:41: ... ich fand es ja sehr, sehr interessant, ...

00:50:42: ... was ich da alles so erfahren habe und so.

00:50:44: Aber muss sagen so im Nachhinein fand ich es trotzdem merkwürdig, ...

00:50:49: ... dann einfach keine einzige Frage zurück zu gestellt zu bekommen.

00:50:52: Also ...

00:50:53: Ja, und dann entsteht so eine gar nicht bewusst, ...

00:50:56: ... aber so eine Unsichtbarkeit, weißt du?

00:50:57: Also so, es ist nicht, dass wir dann denken, ...

00:50:59: ... oh, ich bin nicht interessant für dich oder ...

00:51:01: ... du weißt nicht, du möchtest keine Verbindung mit mir, ...

00:51:05: ... das denken wir nicht, aber man fühlt irgendwie so ein bisschen, ...

00:51:08: ... dass wir uns einen Schritt nach hinten bewegen, voneinander.

00:51:11: Und das ist genau das, das ist der Effekt.

00:51:13: Oder auch beim, in meinem Fall war es so, ...

00:51:14: ... ich bin Psychotherapeutin, das heißt auch viele meiner Freundinnen, ...

00:51:16: ... haben mich immer nur angerufen, wenn es schlimm war, ...

00:51:19: ... mir so ihre Last gegeben und ich war da, ...

00:51:21: ... aber dann haben mich nicht angerufen, ...

00:51:22: ... wenn gerade irgendwas cool war.

00:51:24: So, und dann dachte ich so, nie, ich will beides.

00:51:25: Also auch das, so ...

00:51:27: ... welche Rolle spielen wir eigentlich voneinander?

00:51:29: Total wichtig.

00:51:30: Ja, und ich glaube, andere kennenlernen zu wollen, ...

00:51:33: ... in ihrer Art, was sie brauchen, um gesund zu arbeiten, ...

00:51:35: ... aber auch wer sie sind, ist, ...

00:51:37: ... sagen das Fundament, auf das wir auch zurückfallen, ...

00:51:39: ... wenn es mal brennt, also wenn Dinge scheiße laufen, ...

00:51:41: ... dann fallen wir zurück auf das, was schon da ist, ...

00:51:43: ... an Beziehung, Vertrauen, an ...

00:51:45: ... vielleicht auch Problemkompetenz.

00:51:46: Die bauen wir in dem Moment nicht auf.

00:51:48: Das heißt, da kontinuierlich zu investieren und zu sagen, ...

00:51:50: ... hey, was bewegt dich?

00:51:53: Super wertvoll.

00:51:54: Super wertvoll.

00:51:55: Hast du denn noch mehr?

00:51:56: Ich meine, du hast jetzt schon ein paar Beispiele von dir ...

00:51:58: ... persönlich gegeben, aber hast du sonst ...

00:51:59: ... irgendwie, was war das Letzte, was du so ...

00:52:01: ... in Bezug auf deine mentale Gesundheit ...

00:52:04: ... für dich gelernt hast?

00:52:05: Hmm ...

00:52:07: Ich glaube, für mich ist wichtig ...

00:52:11: ... plakativ, aber ganz wichtig, ...

00:52:13: ... ist die Frage nach Grenzen.

00:52:15: Also, gerade mit Kindern, ...

00:52:16: ... ich arbeite in Teilzeit, in Großteil der Zeit, ...

00:52:19: ... außer ich reise für den Job ...

00:52:20: ... und ich bin so radikal geworden ...

00:52:22: ... in Dingen, die ich mache und nicht mache, ...

00:52:24: ... weil ich muss.

00:52:25: Dass wer von Natur aus nicht passiert, ...

00:52:27: ... weil ich eben auch ein Pipi-Polk-Lieser bin ...

00:52:29: ... und ich merke, wie gut es tut, ...

00:52:31: ... für mich zu sortieren, ...

00:52:32: ... wo ist die größte Wirksamkeit drin, ...

00:52:34: ... wo ist die größte Energie drin, ...

00:52:35: ... was bringt mich wirklich weiter, ...

00:52:37: ... was macht mir Spaß, ...

00:52:38: ... mit wem arbeite ich gerne.

00:52:40: Und es kann natürlich nicht jeder, ...

00:52:41: ... gerade im Angestellten Verhältnis, ...

00:52:42: ... sind Grenzen immer ein bisschen schwieriger, ...

00:52:44: ... weil die Abhängigkeiten auch da andere sind.

00:52:47: Aber mein größtes Learning war, ...

00:52:51: ... Grenzen sind nur für die Person schwierig, ...

00:52:53: ... die davon profitieren, wenn du keine hast.

00:52:56: Also Menschen, die ...

00:52:58: Menschen, die dich lieben oder die dich sehen, ...

00:53:00: ... die verstehen auch, dass bestimmte Dinge Grenzen brauchen.

00:53:03: Und wenn sie dagegen gehen, dann, ...

00:53:04: ... weil sie selbst damit was verlieren.

00:53:07: Ja, wobei, ich finde tatsächlich, ...

00:53:09: ... man muss es genau nicht immer so sagen, ...

00:53:10: ... weil Pipi-Polk-Lieser ist so das eine, ...

00:53:12: ... aber es gibt halt einfach auch so viele Dinge, ...

00:53:15: ... die mich auch wirklich interessieren.

00:53:16: Ja, das kenne ich.

00:53:17: Das ist einfach auch so ein Thema.

00:53:20: Und deswegen merke ich halt auch, ...

00:53:23: ... also per se, ...

00:53:25: ... ich glaube das einfachste, ...

00:53:26: ... was für mich zu bekommen ist, mich zu fragen, ...

00:53:28: ... weil ich per se dann erst mal so denke, ...

00:53:32: ... so oh, da kann ich helfen, ...

00:53:34: ... dann helfe ich auch so nach dem Motto.

00:53:36: Und merke dann für mich, ...

00:53:38: ... dass es dann noch mal gar nicht darum geht, ...

00:53:40: ... die Person dann nur zu pließen, ...

00:53:41: ... sondern dass es a) irgendwie vielleicht so ein bisschen ...

00:53:43: ... meine grundsätzlich Hilfebereitschaft ist, ...

00:53:45: ... aber b) auch teilweise ...

00:53:48: ... ich dann Lust auf die Aufgabe dann habe.

00:53:50: Und das ist dann immer so ein Punkt, ...

00:53:52: ... wo ich dann immer merke, so okay, ...

00:53:53: ... jetzt merkst du schon, dass das ...

00:53:55: ... eigentlich ist dir die Lösung so klar ...

00:53:57: ... und du weißt genau, was du tun musst, ...

00:53:58: ... aber am Ende kostet sich dann trotzdem Zeit.

00:54:00: Ja, ja, und ich glaube also bei mir ist deswegen, ...

00:54:02: ... habe ich so eine Art Zukunfts-Zuduliste, ...

00:54:04: ... also es gibt Projekte, die finde ich total toll, ...

00:54:06: ... auch einen eigenen Podcast zu haben.

00:54:07: Traum, keine Zeit, es funktioniert einfach nicht.

00:54:10: Und dann zu sagen, das heißt ja aber nicht, ...

00:54:12: ... dass es nicht stattfindet, ...

00:54:13: ... das heißt nur, dass es jetzt gerade nicht stattfindet.

00:54:15: Und wenn ich in einem Jahr drauf gucke und sage, ...

00:54:17: ... es ist immer noch genau das, was ich machen will, ...

00:54:18: ... dann ist es vielleicht Zeit, mir das anzugucken.

00:54:20: Also auch sich selber und seine eigene neue Gerte grenzen zu setzen.

00:54:23: Und das kann manchmal ein Effekt sein.

00:54:25: Aber ich habe halt irgendwann gemerkt, ...

00:54:27: ... ich sage so viel Ja aus Begeisterung ...

00:54:29: ... oder eben aus Angst vor Ablehnung, ...

00:54:30: ... also es gibt so diese beiden Flammen in mir.

00:54:33: Und ich muss verstehen, aus welcher Agier ich gerade ist, ...

00:54:36: ... ist Angst vor etwas, ...

00:54:37: ... dass jemand negativ über mich denkt, ...

00:54:39: ... oder ist es wirklich die Begeisterung, ...

00:54:41: ... und dann zu fragen, okay, kann ich das verschieben?

00:54:43: Oder wenn ich dazu Ja sage, ...

00:54:45: ... kann ich die Qualität liefern, die mir wichtig ist.

00:54:48: Und das habe ich halt gerade mit Kind gemerkt.

00:54:50: Ich stand auf Bühnen mit einem Sleit, ...

00:54:52: ... die dann nur halb übersetzt war, halb Englisch, halb Deutsch.

00:54:54: Wir haben ja vor zwei Jahren niemals passiert.

00:54:56: Aber was ich so gemerkt habe, overcommitted, under delivered, ...

00:54:59: ... ist nicht schlimm, ist nahbar, alles gut, ...

00:55:01: ... war jetzt kein großer Fehler, ...

00:55:02: ... aber das hat sich halt geholft.

00:55:03: Und ich so dachte, ...

00:55:04: ... das ist nicht die Qualitätsanspruch, ...

00:55:06: ... die ich an mich habe.

00:55:07: Das heißt, jetzt muss ich gucken, ...

00:55:09: ... entweder hole ich mir Hilfe ...

00:55:10: ... oder ich muss mir Nein sagen, damit ich dann am Ende das liefe, ...

00:55:13: ... was mir wirklich am Herzen liegt.

00:55:15: Weißt du so? Und dann ist es wieder, ...

00:55:16: ... was mit sich zu tun, nicht nur mit Abgrenzen von anderen, ...

00:55:19: ... sondern auch, okay, wer will ich sein ...

00:55:22: ... und wie kriege ich das hin, dass ich die Person bin.

00:55:24: Und ich bin zum Beispiel auch keine gute Mutter, ...

00:55:26: ... wenn ich 0, gar keinen Raum für mich hatte.

00:55:29: Also ich brauche in der Woche mindestens mal zwei Stunden weg.

00:55:32: Und zwei Abende weg.

00:55:34: Ich brauche das, ...

00:55:35: ... damit ich mit vollem Herzen zurückkomme.

00:55:36: Auch das ist eine Begrenzung für das Familiensystem.

00:55:39: Aber ich bin nur dann richtig da, ...

00:55:41: ... mit Lust zu spielen und mit Geduld, ...

00:55:44: ... wenn ich das habe.

00:55:45: Und ich glaube, zu verstehen, wie sich das gegenseitig benutzt, ...

00:55:48: ... macht Gänsten manchmal leichter.

00:55:50: Ja, und ich glaube, ...

00:55:51: ... am Ende ist es auch ein bisschen eine Art von Priorisierung, ...

00:55:53: ... die man dann eben halt auch vornehmen muss.

00:55:55: Ich hatte jetzt gestern gerade wieder eine WhatsApp ...

00:55:58: ... von einem Verleger bekommen.

00:56:01: Ich habe im Augenblick vier Verlage, ...

00:56:03: ... die alle gerne mit mir in den Buch schreiben wollen ...

00:56:04: ... und ich komme einfach immer nicht dazu.

00:56:08: So, ich habe eigentlich auch eine Idee darüber, ...

00:56:09: ... was ich da reinschreiben würde, ...

00:56:10: ... aber ich komme nicht dazu.

00:56:11: Und dann denke ich mir, ...

00:56:12: ... für anderen Seite, ...

00:56:13: ... ich habe im Augenblick vier Kolumnen, ...

00:56:15: ... die ich regelmäßig schreibe.

00:56:17: Davon ist eine im Fokus, habe ich bestimmt schon, ...

00:56:20: ... also ich würde jetzt sagen, ...

00:56:21: ... das sind schon über 30 Artikel, die ich da geschrieben habe.

00:56:22: Wenn man sich das mal zusammenrechnet, ...

00:56:25: ... den Aufwand, ...

00:56:26: ... alleine reden wir nur über eine Kolumne, ...

00:56:29: ... die ich habe, ...

00:56:31: ... wenn man sich diesen Aufwand mal zusammenrechnet, ...

00:56:33: ... könnte man sich ja auch überlegen, ...

00:56:34: ... wie viele Zeit hätte ich da schon gehabt, ...

00:56:36: ... auch an dein Buch zu schreiben.

00:56:37: Weißt du, das ist so genau der Punkt, ...

00:56:39: ... da muss man sich dann natürlich fragen, ...

00:56:41: ... wirst du es wirklich?

00:56:43: Oder denkst du nur, ...

00:56:44: ... ach, wäre auch cool?

00:56:45: Müsste man mal gemacht haben, total.

00:56:46: Also ich habe das Explosiv für meinen Buch vor vier Jahren geschrieben.

00:56:50: Und das hat dann einfach, ...

00:56:51: ... dann bin ich schwanger geworden, es gab andere Prioritäten.

00:56:54: Und ich dachte auch mal, ...

00:56:54: ... ja okay, bei LinkedIn schreibe ich, ...

00:56:56: ... und dann geht das so ins Nirwana, ...

00:56:57: ... ne Plop weg.

00:56:58: Und dann dachte ich, okay, wie viel Zeit ich da investiere, ...

00:57:00: ... das wäre locker, ...

00:57:02: ... zwölf Bücher gewesen gefühlt.

00:57:04: Aber manchmal war es halt noch nicht der Moment, ...

00:57:05: ... und dann zu sagen, ...

00:57:06: ... meine Mama sagt immer beim Shoppen, ...

00:57:07: ... ein simples Beispiel, ...

00:57:08: ... aber sie sagt immer, ...

00:57:09: ... es ist ein Flirt oder es ist Liebe.

00:57:11: Und wenn es nur ein Flirt ist, ...

00:57:12: ... da muss man es vielleicht noch mal sitzen lassen ...

00:57:14: ... und nicht sofort greifen, wenn es Liebe ist, ...

00:57:16: ... dann machst du es sowieso.

00:57:17: Also dann machst du ja dafür Zeit, ...

00:57:19: ... weil es wichtig ist.

00:57:20: Ähm, und ich glaube, ...

00:57:22: ... na der Payoff ist halt manchmal auch ein bisschen schneller, ...

00:57:25: ... muss man ja sagen, so weißt du so, ...

00:57:26: ... der hat ja, der, ...

00:57:27: ... und der, ...

00:57:28: ... wenn du dann was Intelligenes bei LinkedIn geschrieben hast, ...

00:57:29: ... gibt es gleich ein paar Likes dafür, wenn du, ...

00:57:31: ... dein Buch, ...

00:57:32: ... bist du froh, wenn du dich ein paar mal verkackst.

00:57:34: ... wo du gerade sagst, dann sitzt du sehr lange dran ...

00:57:36: ... und im Zweifelsfall ...

00:57:38: ... lesen das 500 Menschen, ja.

00:57:40: Ja, genau.

00:57:41: Genau, im Zweifelsfall sind die, also ...

00:57:42: ... das ist ja das, was, glaube ich, die wenigsten Leute, ...

00:57:44: ... die sich damit noch nicht beschäftigt haben, ...

00:57:46: ... wissen, wie wenig ...

00:57:48: ... normale Bestseller ...

00:57:50: ... ja, eigentlich dann trotzdem verkauft werden, ...

00:57:51: ... also Sachbuchbestseller.

00:57:52: Ja.

00:57:53: Also wir reden ja wirklich so, ...

00:57:54: ... dass du in eine ...

00:57:54: ... Spiegelbestsellerliste kommen kannst ...

00:57:57: ... bei den Sachbüchern, ...

00:57:58: ... wenn du zwischen 3.000 bis 5.000 Büchern ...

00:58:00: ... na ja, in der ersten Woche verkaufst.

00:58:01: Das ist weil jetzt irgendwie ...

00:58:03: ... 300 bis 600 Bücher ...

00:58:05: ... in der ersten Woche.

00:58:06: So wenig.

00:58:07: Also das durchschnittliche Businessbuch weltweit ...

00:58:08: ... verkauft sich 300 bis 500 Mal ...

00:58:11: ... insgesamt.

00:58:11: Insgesamt.

00:58:12: Ein Verlag ist happy ...

00:58:14: ... ab je nachdem, was du machst und was du schreibst, ...

00:58:16: ... aber bei klassischen Businessbüchern ab 1.500 ...

00:58:19: ... verkaufst ein Bücher.

00:58:20: Ja.

00:58:21: Das ist die Realität.

00:58:22: Das ist die Realität.

00:58:22: Okay, dann ist die Realität noch schlimmer.

00:58:23: Und ein Liegteimpfos von mir sehen ...

00:58:25: ... weiß ich nicht, 60.000 Leute, ich weiß es nicht.

00:58:27: Ja, aber das ist ...

00:58:28: ... dann ist die Realität noch härter.

00:58:30: Aber darum geht es nicht, manchmal geht es ja auch um andere Werte.

00:58:32: Ja, ...

00:58:33: ... Gott, die Zahl, das ist ja noch mal ...

00:58:35: ... niedrig.

00:58:36: Jetzt kannst du es dir noch mal besser überlegen, ...

00:58:38: ... ob du das machen willst.

00:58:39: Jetzt kann ich es mir noch mal ...

00:58:40: ... als Überlieger.

00:58:41: Ich finde, es war ein sehr therapeutischer Prozess.

00:58:42: Ich würde es immer wieder machen.

00:58:44: Ja, ich finde es auch.

00:58:45: Also ich muss auch sagen, ...

00:58:46: ... wenn ich nicht gern schreiben würde, ...

00:58:48: ... würde ich auch diese Kolumne nicht machen.

00:58:49: Also von daher ...

00:58:51: ... kommen wir zur letzten Frage.

00:58:53: Stell dir vor, die Zukunft ist gut ...

00:58:55: ... und du bist schuld daran.

00:58:56: Was hast du getan?

00:58:57: Ich bin unbequem geblieben.

00:59:01: Also genau darauf aufmerksam zu machen, ...

00:59:04: ... wo unser System vielleicht hakt, ...

00:59:06: ... wo wir Marge über Menschen stellen, ...

00:59:08: ... wo wir dazu beitragen, ...

00:59:09: ... zur Ungesundheit und darauf aufmerksam zu machen, ...

00:59:11: ... auch wenn es unbequem ist.

00:59:13: Und ...

00:59:16: ... dass ich zumindest in meinem kleinen Dunstreich, ...

00:59:18: ... wo ich Einfluss habe, ...

00:59:20: ... genau versuche das zu leben, was ich sage, ...

00:59:22: ... nämlich authentisch zu sein, ...

00:59:23: ... verlässlich zu sein, ...

00:59:24: ... mein Chaos mitzubringen ...

00:59:26: ... und in Beziehung zu investieren.

00:59:29: Weil das für mich ...

00:59:30: ... unglaublich wichtig ist.

00:59:32: Ja.

00:59:33: Aber ich glaube, unbequem ist ...

00:59:34: ... die größte Kraft, die ich habe.

00:59:37: Sagt eine ehemalige Pippe-Pliese.

00:59:39: Ja!

00:59:40: Für den Thema kann ich das, ...

00:59:42: ... nur für mich nicht.

00:59:43: Vielen Dank für das Gespräch.

00:59:45: Für alle, die es noch mehr erfahren möchten, ...

00:59:47: ... denen sei eben vor allem noch das Buch empfohlen.

00:59:49: Es heißt "The Mental Healths at Work" ...

00:59:51: ... und ist im Franz-Falen-Verlag in München erschienen.

00:59:54: Und ich sage vielen Dank fürs Gespräch.

00:59:56: Danke dir.

01:00:01: Hast du eigentlich einen Lieblings-Supplement?

01:00:03: Ja.

01:00:04: Also im Moment, ich nehme gar nicht so viele, ...

01:00:07: ... aber Magnesium ...

01:00:09: ... wie heißt das jetzt? Bi-Glycinat.

01:00:11: Bi-Glycinat, ja?

01:00:12: Ja, Glycinat.

01:00:13: Genau.

01:00:13: Weil ich einfach, wenn ich Sport mache und so ...

01:00:15: ... und Magnesium einfach in super ...

01:00:18: ... "Arounderfinder" auch für Schlaf und Co.

01:00:20: Genau, das ist so eines der Basis-Elemente.

01:00:22: Dann pass ich auf, was ich dir auch noch mitgeben muss.

01:00:23: Uhuhu!

01:00:24: Wenn euch diese Folge gefallen hat, ...

01:00:27: ... würde es mir sehr helfen, ...

01:00:28: ... wenn ihr eine Bewertung bei Apple Podcast ...

01:00:30: ... oder Spotify hinterlasst.

01:00:31: Damit ihr nichts verpasst, abonniert unseren Newsletter.

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01:00:36: Meistens stellen wir euch da ganz neue Produkte vor, ...

01:00:38: ... zu denen es dann auch immer ein Einführungsrabattcode gibt, ...

01:00:41: ... der aber nur 24 Stunden gültig ist.

01:00:44: Auch das wäre ja blöd, wenn man das verpasst.

01:00:45: Also, den Newsletter findet ihr unter www.sunday.de/newsletter.

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